Mäßigung – dringendes Zauberwort in der politischen Debatte

Ich bin jetzt fast 30 Jahre Politiker aus Überzeugung und Leidenschaft. Ich will für die Menschen da sein und beitragen, Lösungen zum Wohle aller zu entwickeln. Vielleicht ist es eine Alterserscheinung, aber immer öfter höre ich mich innerlich sagen: „Mäßigen wir uns in der politischen Debatte!“ Ehrlich gesagt bin ich es leid, laufend von Diffamierungen, von Skandalen, die dann doch keine sind, lesen oder hören zu müssen. Geht es wirklich nur mehr um Schlagzeilen, ums Dabeisein oder ums moralisierende Fingerzeigen?
In Zeiten, in denen wir Krieg in Europa haben, das Trennende immer mehr vor das Gemeinsame gestellt wird und sich die Menschen nachweislich von der Demokratie abwenden, ist es ein Gebot der Stunde, sich auf Inhalte zu konzentrieren. Als gewählte Mandatare müssen wir verstärkt den konstruktiven Dialog suchen. Wir müssen Zukunftsbilder entwickeln, die gleichzeitig klar aber auch offen genug sind, um Platz für kreative Lösungswege zu lassen. Schon sprichwörtlich führen viele Wege nach Rom! 
Diametral unterschiedliche Standpunkte müssen in Debatten zulässig sein ohne gleich in die eine oder andere Ecke gestellt zu werden. Politik muss wieder als Wettbewerb der besten Ideen verstanden werden. Deshalb mein Wunsch an alle Akteure auf dem politischen Spielfeld: Nehmen wir uns, unsere ideologischen Überzeugungen und auch unsere Eitelkeiten etwas zurück und rücken wir das im politischen Kompromiss Erreichte in den Vordergrund. Dann stärken wir das Vertrauen, das die repräsentative Demokratie braucht, um Bestand zu haben. Denn, nur wenn uns die Menschen vertrauen, gelingt Demokratie. In diesem Sinne: Mäßigung in der politischen Debatte und Besinnung auf das Wesentliche – das würde uns allen gut tun!

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