Politik und Charakter

In einer insgesamt bemerkenswerten Rede hatte Bertram Jäger im Jahr 1989 im Landtag gesagt, dass nicht die Politik den Charakter verderbe, sondern ein schlechter Charakter die Politik. Und Jäger hatte noch etwas angefügt, in aller Deutlichkeit: „Jene, die die Skandale verursachen, sind meist nicht durch die Politik schlecht geworden, sondern waren es schon, als sie in die Politik kamen.“
Nun mag es auch damals schon genügend Anlass zu dieser Rede gegeben haben, aber Jägers Worte sind zeitlos und beschreiben wohl idealtypisch den Fall Strache. Denn der hatte ein politisches Leben lang gut davon gelebt, als selbsternannter Vertreter des kleinen Mannes verbal auf alles einzudreschen, was ihm nicht passte, war dabei aber nur der Pharisäer, den er stets in anderen sah. Strache hatte irgendwann einmal gesagt, er garantiere, dass sich Abgeordnete seiner Partei „nicht kaufen lassen“, er hatte auch gesagt, dass er „für Verlässlichkeit“ stehe, aber das sind nur zwei politisch posthum lächerliche Zitate von vielen. Dank Ibiza und Spesenaffäre weiß man, dass Strache den Genierer, den er als Politiker nicht hatte, auch im Untergang nicht kennt. Bertram Jäger hatte vor drei Jahrzehnten erklärt, warum das so ist.