Publizist Stuckrad-Barre hatte einst ein „Lexikon des Grauens“ veröffentlicht, eine süffisante Aneinanderreihung all der Phrasen, die den Wortschatz der Politik bilden – und aus diesem Lexikon scheint die gesamte Wahlwerbung für die anstehende Gemeinderatswahl geschaffen, nichtssagende Allgemeinplätze und keinen zweiten Blick wert. Nun sind Plakate frei nach Loriot zwar die besten Plätze für Politiker, weil selbige dort „tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen“ sind, aber eigenartig ist das trotzdem, diese freiwillige inhaltliche Selbstbeschränkung der Parteien. Es gab ja durchaus auch Zeiten, in denen Wähler über Plakate und Botschaften und damit über Politik diskutiert hatten. Wahlwerbung war angriffiger und provokanter, sie diente dem Zweck, auf Inhalte und Politik und den Unterschied zur Konkurrenz aufmerksam zu machen. Aber heute? Da wird „Zukunft“ beworben und „Gemeinsamkeit“, da wird „frischer Wind“ versprochen, aber nichts ist konkret, man wird auch schwerlich einen Politiker finden, der Gegenteiliges behauptet. Der heutige Plakatdschungel, eine Art optischer Umweltverschmutzung, hat nur einen Vorteil: Die bebilderte und beschilderte Langeweile lenkt nicht ab. Von gar nichts.