Harald Sonderegger

Präsident des Vorarlberger Landtags

Asyl und Integration

Dezember 2015

Das Thema Asyl ist allgegenwärtig, und ich stelle fest, dass sich auch in der Vorarlberger Gesellschaft neben der großen Hilfsbereitschaft und Offenheit zunehmend Unsicherheit und Unbehagen breitmachen. Und das, obwohl wir im Ländle politisch wie faktisch die damit verbundenen Herausforderungen bislang gut bewältigt haben und wir dafür auch vielerorts als positives Beispiel genannt werden.

Um die Herausforderungen auch in Zukunft gut meistern zu können, ist es höchst an der Zeit, dass alle Akteure auf österreichischer und europäischer Ebene über ihre inner- und nationalstaatlichen Egoismen hinweg alles daransetzen, den Flüchtlingsstrom durch effektive Hilfe vor Ort zu minimieren und den unkontrollierten Zuzug wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Das müssen wir noch klarer einfordern. Denn nur dann werden wir auf Landes- und Gemeindeebene in unseren Bemühungen um Wohnen, Sprache, Integration und Arbeitsmarkt im Schulterschluss mit den eingebundenen Einrichtungen und den vielen ehrenamtlichen Helfern erfolgreich sein. Nur dann können wir den berechtigten Sicherheitserwartungen der Bevölkerung entsprechen und dabei auch die Kostenentwicklung im Griff behalten. Selbstverständlich bedingt die Bewältigung der Asylfrage den Einsatz von Steuergeld. Das kann aber – je nach Betrachtungsweise – als Belastung oder als Investition in den Vorarlberger Wohn- und Arbeitsmarkt bzw. Wirtschaftskreislauf gesehen werden. Ich persönlich neige Letzterem zu.

Sprachkenntnisse, Wertevermittlung, Arbeitsperspektive und nicht zuletzt das Aufeinanderzugehen sind die wichtigsten Bausteine für eine gelingende Integration. Eine Vorarlberger Integrationsvereinbarung, abgeschlossen mit jedem anerkannten Flüchtling, könnte diesen Prozess im Sinne von Fördern und Fordern verstärken.