Norbert Häfele

Obmann des Franz-Michael-Felder-Vereins

Corona – Glauben und Wissen

Juli 2020

Technik-gläubig kommt nicht gut an: Es ist abwertend. Einerseits: „Ach, du weißt nichts über die Gefahren der Technik, ihre un-menschliche Seite“. Der Betroffene: „Ich glaube nicht an die Technik. Ich weiß genug, um ihr vertrauen zu können.“
In den letzten Wochen wurden wir sehr herausgefordert. Unser Vertrauen wurde strapaziert, und zwar bis an unser aller Existenz. Zuerst ist mir aufgefallen, wie oft der Schweizer Chef-Epidemiologe Althaus (bei der NZZ am Sonntag) „as bitzeli“ oder ähnlich behutsame Formulierungen gebraucht hat. Und auch Drosten bei Armin Wolf: „mich wirklich auch ein bisschen frage“. Er weiß, dass er niemals „de facto sicher“ sagen würde, aber …
Jedem Wissen geht ein Glaube an die Basis des jeweiligen Wissens voraus. Man vertraut darauf, dass man weiß. So viel zum abgesicherten Wissen der Epidemiologen, der Experten. Auf die sich die Entscheider berufen. Und diese wissen, dass dieses Bitzeli-Wissen nicht ausreicht. Nicht für das Vertrauen, das sie zu ihren Entscheidungen einfordern. Daher: „Die Wahrheit ist …“ Wenn jemand seine Botschaft mit „In Wahrheit“ anfängt, weiß er, dass er keine Wahrheit verbreitet, sondern das, was man für die Wahrheit halten soll und somit ihnen, den Entscheidern, vertrauen soll.
Und ja mit Bildern unterlegen: Die Macht der Bilder! Das wissen wir alle. Und dann dazu den Slogan = Handlungsaufforderung: Schau auf dich/mich. In allen, wirklich allen relevanten Medien gleich und sofort geschaltet. „Durch Rückkopplung und Steuerung wird alles in Informationen übersetzt, das führt dazu, dass der Mensch nirgends existiert.“ (Gert Scobel im Oktober 2019 zu Armin Nassehi, sinngemäß)
So erspart man den Gläubigen das Nachdenken: Über Glauben und Wissen. Weil sonst könnten sie ja weiter denken.