Margarita Köh

Kommunikationsforscherin, Leiterin des Fachbereichs Gestaltung, FH Vorarlberg  

Disruptivität durch Design oder: Innovation neu denken

Oktober 2021

Angesichts der Digitalisierung stehen Unternehmen unter immensem Innovationsdruck. Innovation wird dabei vielfach mit technologischen Neuerungen gleichgesetzt, die im Zeichen von Beschleunigung und Effizienzsteigerung stehen. Besonders häufig fällt der Begriff der disruptiven Innovation. Dieser bezeichnet jene Innovationen, welche die Regeln bestehender Märkte auf den Kopf stellen und dadurch eine Disruption des zuvor als normal geltenden Gefüges bewirken. Als Beispiel gilt etwa das Apple iPhone, das nicht nur die Art und Weise revolutionierte, wie wir mit einander und dem Gerät kommunizierten, sondern auch zur Etablierung neuer Produkte und Services führte. Zu oft werden digitale Technologien als Schlüssel zur Lösung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen betrachtet. Digitalisierung umfasst jedoch weitaus größere Kontexte. So verhält es sich auch mit anderen komplexen Problemlagen wie der Klimakrise. Wachsende Bedeutung erfährt daher ein an ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit ausgerichtetes Verständnis von Innovation. Wie könnten also Innovationen in einem solchen Sinne disruptiv gestaltet werden? Zukunftsorientierte Innovationentwicklung braucht Vielfalt, Experiment und die Offenheit, Bestehendes zu hinterfragen, zu zerlegen und neu zusammen zu setzen. Genau hier greifen Ansätze wie das systemische oder zirkuläre Design, die das Wohl des Menschen und Planeten ins Zentrum stellen. Sie liefern Denkwerkzeuge und Methoden, die helfen, technologische und gesellschaftliche Entwicklungen in ihrem Zusammenspiel zu verstehen und bewusst zu gestalten. Anstatt durch oberflächliche Behübschung lineare Konsumlogiken zu befeuern, taucht ein, in diesem Sinne „innovatives Design“ tief in die Komplexität aktueller Herausforderungen ein, um durch mehrdimensionale Lösungen nachhaltig zu verändern.