Herwig Bauer

Geschäftsführer der poolbar Festival GmbH (poolbar.at)

Es lebe die Gießkanne!

Mai 2015

Kürzlich im neuen Feldkircher Montforthaus: die Kulturenquete des Landes. Es waren alle da: die, die sich die Anwesenheit im Rahmen ihres Kultur- oder Verwaltungsjobs bezahlen ließen ebenso wie jene, die ihre bezahlten Aufträge für einen Tag vernachlässigten, um auch dabei sein zu können. Von Ambitionen, sich als Europäische Kulturhauptstadt 2024 zu positionieren, war (neben vielen anderen spannenden und weniger spannenden Themen) die Rede. Und von der erforderlichen Förderung der Spitze, von der Notwendigkeit, im Bereich der Kulturförderungen vom Gießkannenprinzip abzugehen.

Das Gegenteil aber ist nötig: Wenn das Geld der Kulturförderung langfristig gut eingesetzt sein soll, müssen vor allem jene, die am Anfang der kulturellen Laufbahn stehen, unterstützt werden. Jene kleinen Initiativen unter dem Radar, die neue Netzwerke schaffen und Experimentierräume zur Verfügung stellen. Jene, die sich am Puls der Zeit bewegen oder auch der Zeit voraus sind. Jene, die Neues wagen und auch ein Scheitern riskieren – aus diesen Keimzellen kann Großes wachsen.

Es gibt viele (sozio-)kulturell mutige und kritische Menschen in Vorarlberg. Sie benötigen gewiss nicht das große Geld, unbürokratische Unterstützung würde aber nicht nur materiell Erleichterung verschaffen und Mut machen, sondern auch Wertschätzung und Interesse signalisieren. In einem solchen offenen und konstruktiven Klima kann Innovationskultur (unter der Gießkanne) wachsen. Konfliktfähigkeit, Hartnäckigkeit und gutes Management werden dadurch nicht ersetzt, aber erträglich gemacht. Weiterentwicklung und Professionalisierung werden folgen. Die Kulturakteure werden im Land bleiben bzw. gerne immer wieder zurückkommen und das Land weiterbringen. Das allein macht das Land noch längst nicht zur Europäischen Kulturhauptstadt, aber es würde ein derartiges Konstrukt langfristig tragfähiger machen.