Raphaela Stefandl

Zehn Jahre lang Schweiz-Korrespondentin des ORF, seit Oktober 2021 freie Journalistin und Medientrainerin, langjährige Moderatorin und Sendungsverantwortliche von „Vorarlberg-Heute“, Redakteurin mit Schwerpunkt politische Berichterstattung. Foto: Alexander Roschanek

Frankenschock – was bleibt?

Dezember 2015

Frankenschock – das Wort des Jahres der Schweizer Finanzexperten. Bald ist es ein Jahr her, seit die Schweizer Nationalbank die Bindung des Frankens an den Euro aufgehoben hat. Händler, Gastronomen und Handwerker in Vorarlberg – sie alle reiben sich die Hände. Für die Schweizer ist Einkaufen und Urlaub machen im EU-Raum nochmals ein Stück attraktiver geworden. Da nutzten die Appelle jenseits der Grenze wenig, man möge doch nicht nur kurzfristig –  sprich, an das eigene Geldtäschle – denken. „Es könnte schon bald Ihr Arbeitsplatz betroffen sein“, lautete die Botschaft.

Wie wäre das umgekehrt? Würden die Vorarlberger zur Unterstützung der heimischen Arbeitsplätze Solidarität zeigen? Auch jede Woche zwischen zwei und fünf Stunden gratis arbeiten, so wie es viele Grenzgänger in den letzten Monaten für ihren Industriebetrieb getan haben? Mittlerweile sind einige der Unternehmen wieder zur Normalität zurückgekehrt, andere verlängerten die Maßnahmen bis Frühjahr.

Der Blick in die Arbeitslosenstatistik vom Oktober macht derzeit kaum Sorgen: 3,3 Prozent. Die Ostschweiz trägt zur Entspannung bei: Graubünden 1,9 Prozent, St. Gallen 2,4 Prozent, Thurgau 2,5 Prozent.

Trotzdem: Die Langzeitfolgen des starken Franken sind derzeit noch nicht absehbar. Positive und negative Meldungen wechseln sich ab. Im Herbst tauchte erstmals das Wort „De-Industrialisierung“ auf. Der Reiz, kostenintensive manuelle Tätigkeiten ins EU-Ausland zu verlegen, ist nicht kleiner geworden. Zudem locken vor allem deutsche Regionen aktiv mit Standortvorteilen bis hin zur Übernahme von Teilen der Investitionskosten – niedrigere Löhne inklusive. Die Standortsicherung wird eine wesentliche Aufgabe der neuen Regierung in Bern sein, die am 9. Dezember gewählt wird.