Simon Burtscher-Mathis

 Soziologe, Geschäftsführer Vorarlberger Kinderdorf

Generationenübergreifende Solidarität

September 2021

Unsere Kinder mussten im Zuge der Corona-Maßnahmen auf Spielplätze, Kindergarten, Schule, Sport- und Freizeitangebote verzichten, um vulnerable Gruppen vor dem Corona-Virus zu schützen. Und sie waren solidarisch. „Wer sich solidarisch verhält, nimmt im Vertrauen darauf, dass sich der andere in ähnlichen Situationen ebenso verhalten wird, im langfristigen Eigeninteresse Nachteile in Kauf“, so hat Jürgen Habermas Solidarität treffend definiert. Für ihre Zukunft sind unsere Kinder und Jugendlichen auf unsere Solidarität angewiesen. Der Klimawandel, die soziale Ungleichheit und die Verteilung von Ressourcen zwischen den Generationen sind drei wichtige Handlungsfelder, in denen wir Erwachsenen Verantwortung übernehmen müssen.
Wir brauchen ein solidarisches, generationenübergreifendes Verantwortungsbewusstsein für die gesellschaftliche Entwicklung, das nicht bei unseren Bedürfnissen und unserer Lebenszeit endet und Kindern eine lebenswerte Zukunft ermöglicht. Politik ist immer ein Spiegel von Haltungen in der Bevölkerung. Die Flüchtlings-, Umwelt- und Sozialpolitik spiegelt immer auch die Wertehaltungen von Mehrheiten in der Gesellschaft. Aber Vorsicht, auf die anderen zu zeigen, schützt nicht vor der eigenen Verantwortung. Ghandi schrieb: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt!“ Greta Thunberg und andere Kinder leben es uns vor: Sie haben ein gemeinsames Ziel, das sie verbündet. Ihnen ist bewusst, dass das gemeinsame Ziel einer lebenswerten Welt die Umverteilung von Macht und Ressourcen braucht. Sie haben verstanden: Solidarität von den anderen zu verlangen, ohne selber solidarisch zu sein, ist verantwortungslos. Lasst uns solidarisch sein, soziale und ökologische Chancengerechtigkeit leben und Kindern Perspektiven schenken!