Ingrid Böhler

Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck

(K)eine Universität für Vorarlberg

April 2019

Als im Februar in den Medien zu lesen war, dass die Ländle-SPÖ dafür eintritt, Vorarlberg zum Universitätsstandort aufzuwerten, rief dies bei jenen, die mit der jüngeren Geschichte der hiesigen Bildungspolitik vertraut sind, wohl Erinnerungen an frühere Vorstöße wach. Schon in den 1970ern initiierte die SPÖ eine intensive Debatte über die Gründung von Hochschuleinrichtungen. Dass bis auf das Studienzentrum Bregenz, das sehr zum Missfallen der Landesregierung als „Vorposten“ der Fernuni Hagen 1981 seine Türen öffnete, nichts aus dem Plan wurde, universitäre Ausbildungsstätten in Vorarlberg zu etablieren, lag vor allem am Widerstand der ÖVP.
Bekanntermaßen wiederholt sich die Geschichte nicht. Heute argumentiert die SPÖ anders als damals. Sie fordert die Ergänzung der regionalen Bildungslandschaft um ein universitäres Angebot, damit junge dynamische Menschen, die das wirtschaftsstarke Vorarlberg in Zeiten rapiden Wandels benötigt, nicht abwandern. In den 1970ern ging es auch um das Dableiben, aber nicht um das Dableiben-Sollen, sondern das Dableiben-Müssen. Für Jugendliche aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten, für die das kostspielige Studium außerhalb des Landes nicht infrage kam, sollten Möglichkeiten vor Ort geschaffen werden. Dass die Chancengleichheit – damals ein zentraler Bezugspunkt der SPÖ-Konzepte für den Hochschulausbau – nicht mehr ins Treffen geführt wird, liegt nicht zuletzt an einer veränderten Ausgangslage. Seit den 1990ern können an der FHV in Dornbirn und seit 2007 an der PHV in Feldkirch akademische Abschlüsse erworben werden. Da die heutige Konkurrenz- und Ellenbogen-Gesellschaft auch den tertiären Bildungssektor der Kommerzialisierung aussetzt, ist das Thema Chancengleichheit aber weiterhin nicht vom Tisch.