Thomas Häusle

Leiter Kunstraum Dornbirn

Kulturhauptstadt Vorarlberg

Juni 2015

Im Jahr 2024 steht die Kulturhauptstadt Europas Österreich zu. Grund genug, dass Kulturverantwortliche des Landes und der Städte Bregenz, Feldkirch und Dornbirn über eine Bewerbung nachdenken? Viele sehen es als gänzlich sinnlose und verschwenderische Veranstaltung, für einige ist es Chance und Weg zu kultureller Vielfalt und Nachhaltigkeit. Noch aber kann niemand seriös beurteilen, ob eine Bewerbung sinnvoll sein könnte. Die Kosten würden beachtlich und das geforderte Engagement enorm sein. Außerdem ist man in Vorarlberg gern zufrieden mit der kulturellen Ist-Situation. Budgets steigen, und die Infrastruktur ist ebenso beeindruckend wie die kulturelle Vielfalt. Hörbar diskutiert wird über bessere Repräsentanz der Künstlerinnen, Landesgalerie und Depotmöglichkeiten.

Gedanken könnte man sich aber auch über die Verteilung von Mitteln und Standorten machen, über Schwerpunktsetzungen und – intensiver als in einer eintägigen Vermessung – über Entwicklung der Kulturpolitik insgesamt. Eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Kultur und Kulturpolitik im Lande erfordert Idee und Commitment zur Bedeutung im gesellschaftlichen Gefüge und Wertesystem ebenso wie zu Zielsetzung und Qualität kulturellen Schaffens und Unterstützens. Ein Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft, Kulturschaffenden und Bevölkerung ist notwendig, um nachhaltig wirksam zu sein. Exakt diese Voraussetzungen sind notwendige Bedingungen eines erfolgreichen Prozesses der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas, selbst wenn am Ende der Beschluss steht, nicht teilzunehmen. Können wir diese Voraussetzungen schaffen, sollten wir uns ernsthaft und konsequent an die Arbeit machen und es versuchen. Wenn nicht, sollten wir es ebenso konsequent vergessen und allen Beteiligten den Aufwand ersparen.