Mehr Mut zum Gasausstieg
Dass der österreichische Erdgasverbrauch trotz Klimakrise, Krieg und Kosten nicht bahnbrechend sinkt, kann aus meiner Sicht nicht oft genug betont werden. Denn schon vor zehn Jahren, als ich in der Energiebranche meine Karriere begann, haben wir von der Notwendigkeit des Umstiegs von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien gesprochen. Damals nahmen wir an, dass Erdgas nur eine Zwischenlösung auf dem Weg zur Energiewende darstellen würde. Zehn Jahre später stelle ich mir die Frage, warum der österreichische Gasbedarf kaum sinkt. Ich vermute, die Antwort liegt darin, dass wirtschaftliches Wachstum nach wie vor an den Energieverbrauch gekoppelt ist, denn der produzierende Sektor bezieht in Österreich den größten Anteil des Gesamtbedarfs an Erdgas. Solange wir mehr Energie brauchen, um mehr zu produzieren, und mehr Produktion für den Erhalt des Wirtschaftstandortes nötig ist, bleiben wir auch abhängig vom Gasimport.
Als Studiengangsleiterin an der FHV setze ich mich täglich mit dem Potenzial eines nachhaltigen Energiesystems auseinander. Im Masterstudiengang „Nachhaltige Energiesysteme“ bilden wir Menschen mit Umsetzungskompetenz, die ihnen ermöglicht, eine Welt zu erdenken, in der Wirtschaftswachstum und Gasbedarf entkoppelt sind.
Denn eine Welt, in der wir von Energieeffizienz und -suffizienz als Notwendigkeit sprechen, ist nachhaltig.
Denn eine Welt, in der wir dezentrale Energietechnologien nutzen, um Industrieprozesse energieeffizient auszulegen, ist nachhaltig.
Denn eine Welt, in der eine Dekarbonisierung nicht mit Preiserhöhungen gleichgesetzt wird, ist nachhaltig. Die notwendige Fachkompetenz haben wir dank des Energiestudiums an der FHV. Nun brauchen wir noch den Mut, diese Welt zu verwirklichen.