Norbert Häfele

Obmann des Franz-Michael-Felder-Vereins

Qualität braucht Bildung

Juli 2017

Wenn es im übernächsten Jahr 150 Jahre her sein wird, dass Franz Michael Felder aus Schoppernau, nicht einmal 30-jährig, verstorben ist, darf man sich fragen: Was kann uns ein Mann des hintersten (!) Bregenzerwaldes – so wird die Betonung zu hören sein – nach fünf Generationen noch bedeuten?

Fangen wir bei der Globalisierung an, die wir für einen unumgänglichen Teil unseres aktuellen Schicksals halten. Felder hat sich die ganze große Welt in sein Dorf geholt, indem er die wichtigsten Zeitungen, die damals habhaft waren, abonnierte, kaum der Schule entwachsen. Er hat sich nicht gescheut, für seine Werke am bedeutendsten Marktplatz für Bücher deutscher Sprache, in Leipzig, einen Verleger zu suchen. Und er hat ihn auch gefunden.

Und dann die Regionalität. Darüber müsste man eigentlich kein Wort verlieren, meint man. Denn was würde sich in seinen Romanen anderes widerspiegeln als diese Vertrautheit mit der Lebensweise der Mitmenschen, ihren Abhängigkeiten und das alles als Gegenbild zur großen Welt jenseits von Lindau? Genauer betrachtet war Felder bestrebt, über die Zeitschriften und Bücher (eigens gegründeter Leseverein) und seine literarische Präsenz, die Macht der Unbildung unter seinen Mitbürgern und die Verschleierung der Macht durch die Mächtigen (damals die Kirche) zu durchbrechen. Diese Emanzipation war sein erstes Ziel.

Zum Zweiten: Er hat erkannt, nur eine selbst verantwortete Wirtschaftsstruktur tut der Natur, dem Land und seinen Menschen gut. Und er hat Genossenschaften gegründet, um (unter anderem) die Allmacht der Käsehändler zu brechen. Er war überzeugt, dass es nicht guttut, wenn die Großen noch größer werden. Und dafür braucht es breite Bildung. Diese Wahrheit gilt heute noch. Mehr als alle „Wahrheiten“, die man uns heute so unterjubeln möchte.