Birgit Giselbrecht-Plankel

Sängerin und Musiklehrerin

Sind singende Menschen gesünder?

Februar 2017

Um es gleich vorwegzunehmen: Man könnte diese Frage mit einem einfachen „Ja“ beantworten, doch damit wissen wir noch nichts über die Hintergründe.
Seit einiger Zeit wird die Magie des Singens neu entdeckt von Medizinern, Pädagogen und Psychologen, die bei ihren Forschungen zu ungewöhnlichen Methoden greifen. Sie nehmen etwa Speichelproben von ChorsängerInnen vor und nach Aufführungen, sie messen den Hormonspiegel von Laien und Berufssängern und ihre Erkenntnisse sind beinahe hymnisch, was die gesundheitlichen Auswirkungen des Singens betrifft.
Es konnte auch nachgewiesen werden, dass Menschen, die nicht singen, auffallend häufiger an Infektionskrankheiten leiden.
Singen stärkt die Immunabwehr und hat einen positiven Einfluss auf die psychische und physische Entwicklung aller Menschen.
Wer singt, stärkt nicht nur seinen Körper, er lernt auch, seine Gefühle besser zu kanalisieren.
Beim Singen werden schon nach kurzer Zeit Glückshormone ausgeschüttet, gleichzeitig wird die Konzentration jener Hormone, die aggressiver und stress­anfälliger machen, gesenkt.
Singen ist die beste Vorsorge für burn-out und Demenzerkrankungungen. Diese Erkenntnisse sind beispielsweise Motivation für den Chef eines bekannten deutschen Unternehmens, jeden Montag um 9 Uhr eine Singstunde für alle Mitarbeiter durch eine professionelle Stimmtrainerin abzuhalten.
Mit diesem Wissen sollte es doch auch Ziel der Bildungspolitik sein, dass alle Kinder so früh wie möglich singen lernen und ihren eigenen Körper als wichtigstes Musikinstrument entdecken dürfen. Warum wird dies in der Praxis nicht umgesetzt?