Christian Feurstein

Wirtschaftsarchiv Vorarlberg

(Warum) braucht Vorarlberg ein Industriemuseum?

Mai 2019

Museen für Kunst, Natur- und Landeskunde sind in Vorarlberg längst etabliert. Dagegen spielt die Industrie, welche das Land seit rund zwei Jahrhunderten prägt, ein bescheidenes Dasein. Anläufe zur Gründung eines Industriemuseums in den vergangenen Jahrzehnten verliefen im Sand. Immerhin wurde ein Wirtschaftsarchiv mit einem inzwischen beachtlichen Fundus aufgebaut. In jüngster Zeit sind die Bestrebungen nach einem Museum wieder aufgelebt.
Unbestritten ist, dass ein Industriemuseum nicht nur Technik vermitteln sollte. Soziale Wechselwirkungen, politische und kulturelle Zusammenhänge sind wichtige Aspekte. Und ebenso wenig dürfte man sich auf eine Präsentation der Historie beschränken. Das Industriemuseum böte idealerweise Raum für gegenwärtige Entwicklungen und Zukunftsperspektiven. Ein Ort für Themen, die derzeit aus Sicht vieler Menschen von Politik und Wirtschaft ausgehandelt werden und ein Gefühl der Ohnmacht auslösen.
Auszuloten ist, ob es einen zentralen Standort für ein Museum benötigt. Bereits jetzt widmen sich verschiedene Einrichtungen im Land industriegeschichtlichen Themen. In Hard gibt es ein Textildruckmuseum, in Frastanz ein Elektromuseum, Lustenau beschäftigt sich mit der Stickereigeschichte, die Mohrenbrauerei hat jüngst eine Biererlebniswelt eingerichtet etc. Hier kommt aber auch die Depotfrage für gesammelte Objekte ins Spiel, die ohne zentrale Stätte kaum zu lösen ist.
Entscheidend ist, dass Akteure und Betroffene von Industrie mit im Boot sind, also wir alle. Eine derzeit laufende Initiative des Wirtschaftsarchivs Vorarlberg widmet sich genau diesem Punkt. Unter der Internetadresse meinindustrie.museum ist jeder eingeladen, mit einem kurzen Text und Foto einzutragen, was seiner Ansicht nach in ein Vorarlberger Industriemuseum gehört.