Christian Schützinger

Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus

(Bild: © Petra Rainer & Peter Rigaud/Vorarlberg Tourismus)

Wert der Schöpfung

Juli 2018

Den etwas ketzerischen Titel erlaube ich mir angesichts der hitzigen Diskussionen und Vergleiche zwischen Tourismus und Industrie in den vergangenen Wochen. Zumal diese sich nur um die Wertschöpfung der Wirtschaftssektoren in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung drehten. Tourismus ist eine Querschnittsmaterie, wird aber nicht eigenständig in der Wirtschaftsstatistik ausgewiesen. Den Tourismus nur mit Gastronomie und Hotellerie gleichzusetzen, greift jedenfalls zu kurz. So zählt die Seilbahnwirtschaft beispielsweise zum Verkehr, obwohl dieser Branche ein Zusammenhang mit dem Tourismus wohl nicht ganz abzusprechen ist. Der Vergleich mit anderen Branchen auf Basis dieser Zahlen ist deshalb unsinnig. Nun – Zahlen sind nicht alles.

Wie schon vor 125 Jahren, als Industrielle (!) den Landesverband für Fremdenverkehr mitgründeten, ist bis heute erklärtes Ziel, mithilfe des Tourismus für Wohlstand im ganzen Land zu sorgen. Und zwar nicht nur in den Ballungsräumen: Die Gründerväter investierten in Verkehrswege und sorgten damit für die bessere Erreichbarkeit von Vorarlberg bis in die Talschaften. Natürlich erhofften sie sich auch mehr Abnehmer ihrer Produkte – eine Win-win-Situation. Sie erleichterten aber auch Reisenden den Weg in ihre Urlaubsdomizile und förderten den Tourismus schließlich dort, wo keine Industrie steht: im ländlichen Raum. Der Tourismus sorgt aber auch für Wert-Schöpfung anderer Art: Er verkauft neben Nächtigungen auch Erlebnisse in der Natur und ist mit kulinarischem und kulturellem Genuss untrennbar verbunden. Tourismus lukriert auch emotionale – bleibende – Werte, wenn man so will. Er fördert den Austausch zwischen den Kulturen, macht stolz auf das Eigene und schafft Identität. Schlägt sich das auch finanziell nieder, umso besser.