Ernst Konzett

Militärkommandant Vorarlberg

Wozu noch ein Bundesheer?

Mai 2015

Bilder von Panzerschlachten prägen noch die Vorstellung vom Krieg. Diese Art von Krieg zwischen Staaten ist in der EU unvorstellbar. Heute bestimmen Regionalmächte ohne klare Ordnungsmacht das Weltgeschehen. Deren Wettstreit um Einfluss und Ressourcen im Zuge der Globalisierung der Wirtschaft haben zu einem sicherheitspolitischen Chaos geführt. Neben den Staaten treten nichtstaatliche Akteure wie die Terrormiliz IS, Söldner und Rebellen als Player auf, die „hybride“ Kriege führen – oft im Auftrag autokratischer Staaten oder internationaler Konzerne. Diese neue Kriegsform kennt keine Grenzen, kombiniert konventionelle und irreguläre Kampfführung, Terrorismus, Kriminalität und die Instrumentalisierung von Religionen, Minderheiten und Medien. Fehlende Perspektiven und Migration infolge des Klimawandels heizen Konflikte an, die von uns oft einer weit entfernten Welt zugeordnet werden, die uns nicht betrifft. Die Realität ist anders, seit auch wir mit dem Dschihad und Geiselnahmen konfrontiert sind. Die Stabilisierung von Krisenregionen ist deshalb für das Bundesheer eine Hauptaufgabe. Diese verlangt mehr als Peacekeeping am Golan und erfordert zeitgemäße Kampfausrüstung.

Die Abhängigkeit von Rohstoffen, Energie, sicheren Handelswegen und vernetzter IT macht unsere Industrie­gesellschaft sehr verwundbar. Staaten können mit Cyberattacken gelähmt werden. Terroristen haben jedoch meist die Bevölkerung als Ziel – im Worst Case mit Atomwaffen. Das Bundesheer hat nicht mehr vorrangig das Staatsgebiet zu verteidigen, sondern die Bevölkerung; es muss die Lebensgrundlagen gegen hybride Angriffe und chaotische Entwicklungen schützen. Effektiven Heimatschutz gewährleisten nur genügend Einsatztruppen mit moderner Technologie.