Peter Freiberger

Eliteeinheit für die groben Fälle

November 2016

Früher als „Antiterroreinheit“ bekannt, rückt das Einsatzkommando Cobra der Polizei heute immer dann aus, wenn ein Einsatz ein hohes Gefährdungspotenzial aufweist. Auch in Vorarlberg stehen die Spezialisten rund um die Uhr Gewehr bei Fuß. Ein Blick hinter die Kulissen.

Rund 500 Cobra-Beamte gibt es derzeit, aufgeteilt auf alle Bundesländer, in Österreich. In Vorarlberg leitet Chefinspektor Rainer Müller die Spezialtruppe, deren Dienststelle sich in Feldkirch befindet.
Die Cobra untersteht direkt dem Innenministerium. Wer Aufnahme finden will, muss vorher ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen, an dessen Ende eine selektive Aufnahmsprüfung steht.  Grundvoraussetzung für eine Bewerbung ist, zuvor zwei Jahre im Polizeiaußendienst tätig gewesen zu sein.

Vorarlbergs Cobra-Dienststellenleiter Rainer Müller weiß, welche Fähigkeiten ein Polizist mitzubringen hat, damit er sich für die fordernden Einsätze eignet. „Die Aufnahmsprüfung in Wiener Neustadt dauert drei Tage“, erzählt Müller. Sie umfasst unter anderem einen Psychotest und die Bereiche Schießen und Sport. Außerdem muss der Bewerber in einem persönlichen Gespräch überzeugen. „Wer den Test positiv absolviert und im internen Ranking weit vorne liegt, erhält die Einberufung zur sechs Monate dauernden Grundausbildung – ebenfalls in Wiener Neustadt.“

Während der Grundausbildung werden die angehenden Elitepolizisten auf alle möglichen Einsatzszenarien vorbereitet. Schießen, Einsatztaktik, Seiltechnik, Fahrtechnik, Nahkampf – so lauten einige der „Unterrichtsfächer“. Ein positiver Abschluss in jedem Fach ist Voraussetzung für die Zuteilung zu einem der insgesamt acht Standorte in Österreich.

Meist in Zivil unterwegs

Die Cobra fällt auf den ersten Blick in der Öffentlichkeit nicht groß auf. Kein Wunder – die Beamten sind aus einsatztaktischen Überlegungen auch in Zivil unterwegs. Geheimhaltung stellt eines der wichtigsten Prinzipien dar – schon allein aus Sicherheitsgründen für die Polizisten selbst. Alarmiert wird die Cobra dann, wenn ein Einsatz besonders gefährlich erscheint – etwa weil Waffen im Spiel sind – und die uniformierte Polizei Unterstützung benötigt.

„Wir kommen quasi in einer zweiten Welle an einen Tatort“, sagt Müller. Der Amoklauf von Nenzing im Mai dieses Jahres stellt ein Paradebeispiel dafür dar, wann die Cobra ausrückt. Dermaßen dramatische Fälle gehören zum Glück nicht zum Alltag der Männer.

Um Bedrohungslagen in den Griff zu bekommen, kann die Cobra in Sachen Waffen, Ausrüstung, Schutzausrüstung, spezielle Einsatztechnik und Einsatzfahrzeuge auf hochwertiges Material zurückgreifen. Die psychische Belastung für die Spezialbeamten bleibt trotzdem groß. „Beispielsweise einen Tobenden aus einem Wohnblock zu holen, erzeugt hohen psychischen Stress“, weiß Müller aus rund 30-jähriger Berufserfahrung.
Altersvorgaben oder Alterslimits nach oben gibt es für die Cobra-Beamten übrigens keine. Damit sie den Aufgaben dauerhaft gewachsen sind, stehen regelmäßiges Training sowie Aus- und Weiterbildungen in allen Bereichen auf dem Programm. Jährlich stattfindende Leistungstests und Prüfungen garantieren die Einsatzfähigkeit.

Körperkraft und Taktik

Bei der Verwendung von Schusswaffen hält sich die Cobra Vorarlberg sehr strikt an das Ultima-Ratio-Prinzip. Das heißt: Einsatz von Schusswaffen nur dann, wenn dies die einzige Möglichkeit ist, das eigene Leben oder das Leben Dritter zu schützen.

Hin und wieder wird der Taser – die Elektroschockpistole – benötigt. In vielen Fällen reichen jedoch Körperkraft und Taktik aus, um einen Einsatz erfolgreich zu beenden. Ernsthaft Verletzte oder gar Tote in den eigenen Reihen gab es bisher zum Glück keine.

Nähere Details zu Einsätzen will und darf Müller aus einsatztaktischen Überlegungen und Gründen des Persönlichkeitsschutzes sowie der Sicherheit der Beamten nicht nennen. Deshalb trägt die Cobra ja auch nicht immer Uniform.

In Zeiten terroristischer Bedrohungen werden immer wieder sogenannte Air Marshals – Flugsicherheitsbegleiter – benötigt. Und in solchen Fällen sind auch die Cobra-Beamten regelmäßig im Einsatz. Außerdem schützt die Cobra österreichische Staatsbürger und rot-weiß-rote Vertretungsbehörden im Ausland. Die Vorarlberger Einheit hilft hier tatkräftig mit.

Personen gilt es freilich bereits innerhalb der Bundesländergrenzen zu schützen – zum Beispiel dann, wenn etwa Staatsoberhäupter ihren Urlaub in Vorarlberg verbringen – ganz klar ein Fall für die Cobra.
Die vielfach gestellte Frage, was die Cobra-Beamten zwischen den tagesaktuellen Einsätzen machen, scheint somit zufriedenstellend geklärt zu sein. Und ausreichend Zeit für Training sollte schließlich auch noch bleiben.

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