Peter Freiberger

Gratiswerbung in Millionenhöhe

April 2016

Wenn die spanische Fußballnationalmannschaft heuer vom 26. bis 31. Mai zum dritten Mal ins Trainingslager nach Schruns kommt, stellt dies den bisherigen Höhepunkt im Fußballtourismus dar, auf den das Montafon seit den 1990er-Jahren setzt. Die Strategie zieht: Allein der Aufenthalt der Spanier 2012 brachte einen Werbewert von rund 25 Millionen Euro.

Das spanische Nationalteam, Lazio Rom, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und der SC Freiburg, um nur einige zu nennen: Die Liste der Fußballteams, die bisher ihr Trainingslager im Montafon abhielten, ist lang und prominent besetzt.

Der Boom fing vor etwa 20 Jahren mit dem Bau des neuen Fußballplatzes in Schruns an. „Damals begann sich dieser Markt langsam zu entwickeln, gleichzeitig suchte man im Montafon nach Strategien, um den Sommertourismus anzukurbeln“, sagt Manuel Bitschnau, Geschäftsführer von Montafon Tourismus. Die Initialzündung ging freilich vom Hotel „Löwen“ aus, das sich vor allen anderen um diese Klientel bemühte. So reiste der GAK als erstes Profiteam für einige Tage zur Vorbereitung auf die Meisterschaft nach Schruns. In den Jahren darauf folgten unter anderem Hertha BSC Berlin, der VfB Stuttgart und Panathineikos Athen, ehe 2010 zum ersten Mal die spanischen Europameister an der Tür zum Montafon anklopften.

„Wir haben nach den vielversprechenden Anfängen 2001 begonnen, Infrastruktur und Umfeld auf ein richtig professionelles Niveau zu heben“, informiert Manuel Bitschnau. Die Teams erhalten die Plätze im Aktivpark Schruns exklusiv zur Verfügung gestellt, der Platzwart kümmert sich quasi rund um die Uhr darum, dass sie sich in einem Topzustand befinden. Die Hotellerie hat ebenfalls mitgezogen. Inzwischen beherbergen sieben Hotels in Schruns, Tschagguns und St. Gallenkirch die Spitzenteams aus aller Herren Länder.

Mund-zu-Mund-Propaganda

Die Montafoner Touristiker geben keinen Euro für Werbung aus, um Fußballmannschaften anzulocken. „Wir profitieren schon lange von der Mund-zu-Mund-Propaganda durch Trainer und Spieler“, weiß Bitschnau. Selbst die Spanier seien vor ihrem ersten Aufenthalt 2010 von sich aus vorstellig geworden, ohne dass die Montafoner aktiv auf sie zugegangen wären.

Wenn ein Club oder ein Verband monetäres Sponsoring durch den Tourismusverband als Voraussetzung nennt, um ins Montafon zu kommen, lehnen die Touristiker ab. Bitschnau: „Die Nachfrage hat sich dermaßen gut entwickelt, dass wir niemanden einladen.“ Stichwort Nachfrage: Bis zu zehn Profi­teams möchten jeden Sommer nach Schruns. Wegen des kurzen Zeitfensters im Juli, wenn die meisten Mannschaften ins Tal wollen, und wegen des Bestrebens, den sportlichen Gästen Exklusivität auf den Trainingsanlagen zu bieten, erhalten aber nur maximal vier Teams pro Jahr die Zusage.

Aufgrund der starken Nachfrage hat der Tourismusverband außerdem eine Kooperation mit den Orten Vandans, St. Anton und Gaschurn begonnen, wo man die jeweilige Fußballinfrastruktur ebenfalls optimiert hat. Das positive Resultat: Aufenthalte von Amateur- und Nachwuchsmannschaften von Frühjahr bis Herbst. „Zwischen 8000 und 10.000 Nächtigungen pro Jahr bringen die diversen Trainingslager dem Montafon“, weiß Bitschnau. „Durchschnittlich gesehen – von den Amateuren bis zu den Profis – bleiben pro Person und Nächtigung rund 100 Euro im Tal.“

Darüber hinaus bescheren die Spitzenteams dem Montafon unbezahlbare Gratiswerbung. Beim letzten Aufenthalt der Spanier im Jahr 2012 waren ungefähr 120 internationale Medienvertreter – vorwiegend aus Spanien – vor Ort. „Der Werbewert aus den diversen Veröffentlichungen und Übertragungen lag bei etwa 25 Millionen Euro“, rechnet Bitschnau vor.

Die finanziellen Aufwendungen, die Montafon Tourismus zu erbringen hat, fallen vergleichsweise bescheiden aus. Die Kosten für Bereitstellung und Pflege der Infrastruktur oder für Sicherheitsmaßnahmen versucht man durch Eintrittsgelder bei den Trainings wieder hereinzubringen.“ Die Rechnung geht auf. Allein die Trainings der Spanier 2012 besuchten rund 10.000 Fans.

Die Bilder und Berichte finden in der ganzen Welt ihren Niederschlag. Und fast aus allen Kontinenten reisen Mannschaften ins Montafon. Chinesen waren ebenso schon hier wie Fußballer aus arabischen Ländern.

Jubiläumsgast SC Freiburg

Der treueste Gast ist der SC Freiburg. Der derzeitige deutsche Zweitligist hält sein Trainingslager heuer bereits zum zehnten Mal in Schruns ab. Bitschnau: „Der Raum Freiburg stellt für uns ein ideales Einzugsgebiet dar. Bei Werbefahrten in der Region kommt uns dies natürlich zugute.“ Die Freiburger – wie andere deutsche Vereine – werden zudem stets von einigen Fans begleitet, die ebenfalls im Tal Quartier beziehen.

Wie viele zusätzliche Gäste dank der internationalen Berichterstattung das Montafon besuchen, kann Bitschnau freilich nicht beziffern. „In jedem Fall steigert die mediale Präsenz die Bekanntheit des Tals enorm.“ Er zieht in dem Zusammenhang einen Vergleich mit den Aufenthalten der holländischen Königsfamilie in Lech, über die jedesmal ein Blitzlichtgewitter hereinbricht. „Da weiß auch niemand, wie viele Holländer mehr deshalb ihren Urlaub am Arlberg verbringen.“

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