Peter Freiberger

Mit Pfadfindergeist zum Seewaldsee

Juli 2016

Eine fordernde Rundtour mit der abschließenden Möglichkeit eines Bads im pittoresken Seewaldsee ist die hier vorgestellte Wanderung im Biosphärenpark Großes Walsertal. Und gelegentlich braucht es für diese Runde fast ein bisschen Pfadfindergeist.

In einem Biosphärenpark sollen neue und dauerhaft tragfähige Formen des menschlichen Umgangs mit der Natur entwickelt werden, die allen Vorteile bringen. „Leben in Vielfalt“ lautet das Motto. Dass im Großen Walsertal ein äußerst schonender Umgang mit der Natur stattfindet, spürt man auf jedem Meter dieser Wanderung.

Wir fahren ins Große Walsertal, dort über Sonntag nach Fontanella und anschließend noch ein Stück weiter in den Ortsteil Garlitt. Ein Schild „Seewaldsee“ vor der Brücke über den Faschinabach weist auf den Ausgangspunkt hin. Der befindet sich gleich nach der Brücke rechter Hand beim großen Parkplatz bzw. dem Startpunkt des Seewaldsee-Bummelzugs. Hier ist auch die Landbushaltestelle „Säge“.

Wir überqueren die Brücke retour und folgen nach ein paar Metern auf der Straße links dem „Walserweg“ Richtung „Sonntag“. Ein Fahrweg, der bald schmaler wird, zieht von hier hinunter. Die Route bringt uns zum „Mühlehof“, direkt bei dem Bauernhof heißt es abermals der Beschilderung „Walserweg, Sonntag“ folgen. Unterhalb vom Stallgebäude zeigt sich zum ersten Mal der Charakter dieser Wanderung: In dem Bereich gilt es den schmalen, nur zurückhaltend markierten Steig nicht zu verpassen, der in den Wald hineinführt.
Wie in einem Urwald geht es nun – vielfach über Stock und Stein – abwärts, später gelangt man auf einem Fahrweg zur Zimmerei Heiseler hinab – jetzt unter der Talstraße hindurch und orografisch links des Bachs weiter abwärts. Wir kommen in den Talboden zur Lutz, halten uns hier linker Hand, um die Lutz gleich danach auf der Griesbrücke zu überqueren („Buchboden über Küngswald“).

Erfrischung im Bach

Man wandert anschließend auf einem Fahrweg sanft ansteigend entlang der Lutz taleinwärts. Da und dort besteht die Möglichkeit, sich an heißen Tagen im Bach zu erfrischen.

Wir kommen zu zwei alten Höfen. Zwischen den Gebäuden heißt es rechts bei einem Bächlein die Stelle nicht zu übersehen, wo eine Tafel „Buchboden/Küngswald“ die weitere Richtung vorgibt. Ab sofort sind gelegentlich die Qualitäten eines Pfadfinders gefragt, wenn es darum geht, den schmalen Steig oder Pfad zu entdecken. Als Markierungen dienen vielfach bloß rot gekennzeichnete Holzpflöcke, manchmal muss man den Routenverlauf fast suchen.

Wir wandern jedenfalls rechter Hand ein paar Meter die Wiese empor, ehe der Pfad in das Bachbett hineinleitet. Nach ganz wenigen Metern hinauf wird das Bächlein überquert (an der Stelle keine Markierung).

Ein sehr schmales, urtümliches Steiglein zieht in der Folge im (lichten) Wald den abschüssigen Hang einwärts. Die Route leitet über kleine Bäche mit lieblichen Wasserfällen und folgt dann einem weiteren Bach hinauf zu einer Maisäß und dem Fahrweg oberhalb.

Wir orientieren uns taleinwärts und wandern durch wunderbare Wiesen mit großartigen Blicken nach Sonntag und in den Talschluss des Großen Walsertals (immer „Buchboden“). Nach dem Erreichen von „Küngswald“ verläuft die Strecke wieder stets abwärts (später nicht rechts auf eine längere, aufwärts führende Steigvariante nach Buchboden wechseln). Der Fahrweg endet schließlich bei einem Hof – hier heißt es neuerlich die möglicherweise vorhandenen Pfadfinderkenntnisse auszupacken: einfach durch die Wiese unterhalb abwärts und sich an markierten Pflöcken orientieren (später erneut „Buchboden“).

Rast in Buchboden

Anschließend wird auf einer rustikalen Brücke die Lutz überquert, unmittelbar danach geht es rechts empor zur Talstraße. Wir halten uns ab nun talauswärts und gelangen nach insgesamt ungefähr 2 ½ Stunden nach Buchboden hinauf. Das Café „Zum Jäger“ bietet sich als ideale Rast- und Einkehrmöglichkeit an.

Es folgt ein kürzeres Stück entlang der wenig befahrenen Talstraße auswärts. Unmittelbar vor einer modernen Kapelle wird rechts auf einen Fahrweg in den Wald gewechselt („Seewaldsee“). Der zieht jetzt hinauf zu unserem eigentlichen Ziel.
Weil ihn kaum jemand mit einem Fahrzeug benutzt, ist er im weiteren Verlauf zugewachsen. Die Natur hat die Kontrolle über die von Menschenhand geschaffene Trasse übernommen. Als Konsequenz leitet dann ein Pfad bzw. schmaler Steig nach oben. Es geht im steilen, abschüssigen Hang – zwischendurch mit etwas Höhenverlust – empor, bis die Route auf eine Lichtung mit dem pittoresken Seewaldsee trifft.

Zwar befinden wir uns hier auf gut 1100 Metern Höhe, um einen eisigen Gebirgssee handelt es sich bei dem Gewässer aber nicht. Der Seewaldsee lädt im Sommer zum Baden ein, beträgt seine durchschnittliche Wassertemperatur in der warmen Jahreszeit doch 24 Grad! Handtuch und Badezeug gehören daher bei dieser Wanderung unbedingt in den Rucksack. Auf der Liegewiese lässt es sich wunderbar rasten, Hungrige und Durstige können im „SeeStüble“ einkehren.

Die Tour führt im letzten Abschnitt jedenfalls links des Sees hinauf zum Gasthaus Seewaldsee, das sich ein paar Meter oberhalb des Gewässers befindet. Direkt hinter der Einkehr orientiert man sich an „Säge über Garlitt“. Rund zwei Kilometer trennen uns noch vom Ausgangspunkt, der sich über eine leicht an- bzw. absteigende, praktisch verkehrsfreie Zufahrtsstraße erreichen lässt.

Um einen kurzen Spaziergang hat es sich bei dieser Wanderung im Biosphärenpark Großes Walsertal wirklich nicht gehandelt. So wird wohl keinem Konditionsschwäche unterstellt, wenn er das letzte Stück zum Parkplatz alternativ bequem im Seewaldsee-Bummelzug zurücklegt.

 

Talort: Fontanella (1145 m)
Ausgangspunkt: Parkplatz bei Brücke über den Faschina­bach im Ortsteil Garlitt (1170 m)
Strecke: (Fahr)weg, (urtümlicher) Steig, Pfad, Talstraße
Höhenunterschied: je rund 650 Höhenmeter in Auf- und Abstieg (gesamte Runde)
Entfernungs­kilo­meter: rund 12 km (gesamte Runde)
Gehzeit: rund 2 ½ Stunden (Ausgangspunkt – Buchboden), rund 2 Stunden (Buchboden – Ausgangspunkt)
Voraussetzung: Kondition, Tritt­sicherheit, Grundmaß an Schwindelfreiheit
Kinder: ab 12 Jahren
Mountainbuggy: nein
Ausrüstung: Festes Schuhwerk, Stöcke
Einkehrmöglichkeit: Café zum Jäger (www.zumjaeger.at, Mittwoch Ruhetag), SeeStüble (www.seestueble-seewaldsee.at), Gasthaus Seewaldsee (www.seewaldsee.at)
Anreise mit Öffis: ÖBB-Haltestelle Ludesch, Landbus 76 nach Thüringen (Gemeindeamt), Landbus 77 von Thüringen nach Fontanella-Säge, Infos Bummelzug www.seewaldsee.at

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