Hans-Peter Metzler

Alt-Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: ©Markus Gmeiner)

Ein Spiel mit dem Feuer!

Juni 2017

Überzeugte Europäer sind selten geworden. In ist, wer mitschimpft; out ist, wer sich gegen den Mainstream zu Europa bekennt. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das da betrieben wird, entfacht von Populisten, die eine Abkehr von der Union fordern und bestärkt von Politikern, denen die Europäische Union nur als Feindbild dient. Und gemein ist all diesen Kritikern und Skeptikern – oder wie Wolf Lotter sagen würde: diesen Empörern! – eine ganz eigene Heuchelei: Vorteile des geeinten Europas stillschweigend zu konsumieren, Nachteile aber lauthals zu artikulieren. Wo ist das klare, das öffentliche Bekenntnis zu Europa?

Dabei hieße ein Bekenntnis zu Europa nicht, keine Reformen einzufordern; ganz im Gegenteil. Sich zu Europa zu bekennen, heißt aber, den großen, den einigenden, den europäischen Gedanken in den Mittelpunkt aller Reformüberlegungen und diesen Gedanken auch niemals in Abrede zu stellen. Das Gemeinsame muss argumentiert werden, nicht das Trennende. Alles andere ist ein Spiel mit dem Feuer. Alles andere ist der Brexit. Der Rückfall. Die Auflösung. Das Ende von dem, was Europa bei seiner Gründung war.

Robert Menasse, der Schriftsteller, hat vor wenigen Wochen in einem Interview gesagt: „Die Nationalisten sind doch schuld daran, dass die EU nicht funktioniert, sie verhindern und blockieren, wo sie nur können, und dann sagen sie: Die EU funktioniert nicht, deshalb brauchen wir eine nationale Lösung. Die nationale Lösung ist aber nie eine Lösung, sondern sie verschärft die Probleme.“ Menasse hat vollkommen Recht. Es gibt keine Alternative zu Europa. Der Rückfall in die Nationalstaatlichkeit ist keine. In einer Welt, die sich immer weiter vernetzt, die immer globaler wird, in der die Mächtigen immer mächtiger werden, sollen die Reduktion und der Verzicht auf potente Mitstreiter in einem Verbund die Lösung sein?

Je volatiler die Zukunft wird, desto wichtiger wird der europäische Zusammenhalt und desto wichtiger wäre auch eine Renaissance des europäischen Gedankens. Denn mit der Rückkehr zu alten Denkmustern, mit der Flucht in Angstparolen, werden kommende Herausforderungen nicht zu bewältigen sein, weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich. Von Jean Monet, einem der Gründerväter Europas, stammt das Zitat: „Wir einigen keine Staaten. Wir bringen Menschen einander näher.“ Monets kluger Satz ist 65 Jahre alt. Es wäre hoch an der Zeit, seine Worte wieder aufzugreifen. Eine reformfähige und auf die wesentlichen Fragen konzentrierte Europäische Union ist die Zukunft. Jede andere Politik führt uns in die Vergangenheit.

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