Herbert Motter

S18: Um eine Facette und eine Farce reicher

November 2023

Am 19. November ist die Lustenauer Bevölkerung aufgerufen, bei einer Volksbe­fragung zur S18-Ostumfahrung, Variante CP, ihre Stimme abzugeben. Eine Befragung ohne jede rechtliche Wirkung und unter nicht objektiven Voraussetzungen.

Eines steht außer Frage: Das Untere Rheintal und besonders auch Lustenau muss vom Verkehr, insbesondere vom grenzüberschreitenden Schwerverkehr, entlastet werden. Dafür braucht es eine leistungsfähige Straßenverbindung zwischen den beiden Autobahnen auf österreichischer und schweizer Seite. Längst liegt ein überarbeiteter Planungstand der ASFINAG zur CP-Variante vor, der allerdings nur allzu ungern von den Gegnern hergezeigt wird, da durch die fast gänzlich unterirdische Trassenführung (Untertunnelung) die Interaktion zwischen Lustenau und dem Naherholungsgebiet Lustenauer beziehungsweise Schweizer Ried äußerst wenig eingeschränkt wird. Weder auf der Homepage der ASFINAG ist aber die neue Variante mit Untertunnelung direkt zu finden, noch scheint die Lustenauer Bevölkerung konkret und umfassend darüber informiert zu sein. Was bleibt, ist ein verzerrtes Stimmungsbild eines Ortes, denn immer noch geistern alte Pläne der CP-Variante herum, auf die selbst Medien hereingefallen sind. Die Verhinderer freut es, argumentieren sie doch mit einer rein oberirdischen Variante. 

Mehr Straßenkilometer entsiegelt als neu gebaut 
Im Ried sollen bei der neuen CP-Variante alle Riedstraßen (L41, L42, Hofsteigstraße) rückgebaut und entsiegelt werden. Berechnungen ergeben, dass die CP-Variante zirka 5,8 Kilometer an „neuer“ Straße bedeuten, hingegen werden insgesamt rund 8,5 Kilometer Straße renaturiert und damit der Natur zurückgegeben. Das heißt: Es würde mit dem Bau der S18 Bodenseeschnellstraße nicht mehr an Straße geben, sondern weniger. Durch diese Entlastung erfährt das Natura-2000-Gebiet eine deutliche Aufwertung hinsichtlich des Erholungs- und Naturpotenzials. 

Straßenverlauf
Die S18 CP-Variante verläuft von der A14-Anschlussstelle Dornbirn West im Bereich der heutigen L204. Etwa 800 Meter vor dem Millennium-Kreisverkehr in Lustenau springt die Trasse von der L204 nach Norden ab (Höhe Hundesportplatz „Hundianer“). Von dort ist eine komplette Untertunnelung als „Ostumfahrung” entlang des Lustenauer Siedlungsgebietes vorgesehen. Nördlich von Lustenau werden die L203 und der Rhein unterquert, im Höchster Ortsteil Brugg verläuft die S18 CP-Variante ebenfalls in einer Unterflurtrasse. Das Brugger Loch wird mit einer Brücke überquert. Im Abschnitt von der Anschlussstelle Höchst bis zur Anschlussstelle Lustenau Süd werden nur die Rampenbauwerke der Anschlussstelle Lustenau Nord sowie die Tunnelportale sichtbar sein. Die optimierte CP-Variante erfüllt die Ziele aus dem Prozess „Mobil im Rheintal“ sowie der strategischen Prüfung „Verkehr“. 
Die Kosten der CP-Lösung werden auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt und zu Gänze von der ASFINAG übernommen. Da sich die ASFINAG ausschließlich durch Mauteinnahmen finanziert, entstehen somit keine Kosten für den Steuerzahler. Sechs bis sieben Jahre soll die Bauphase auf den verschiedensten Abschnitten (nicht der gesamte Abschnitt auf einmal, sondern kilometerweise) für die Anrainer dauern.

Deutliche Verkehrsentlastung
Bisher verkehren rund 25.000 Fahrzeuge täglich auf der Lustenauer Reichsstraße, nach dem Bau sollen es laut Berechnungen der ASFINAG noch etwa 5000 Fahrzeuge sein. Die CP-Variante würde eine massive Reduktion des Gesamtverkehrs bewirken. Beim derzeitigen Zollamt in Lustenau ist im Jahr 2040 ohne Umfahrungsstraße ein Verkehr von knapp 19.900 Kfz, davon 1400 Lkw in 24 Stunden prognostiziert. Mit der CP-Variante wären im Jahr 2040 dort nur noch 5100 Kfz, davon 200 Lkw pro 24 Stunden unterwegs. Die Verkehrs­entlastung beträgt demnach knapp 75 Prozent im Kfz-Verkehr und über 85 Prozent im Schwerverkehr. Je weiter südlich die Straße verläuft, desto geringer ist die Entlastungswirkung für Lustenau. Immer wieder wird jedoch die Variante Lustenau Süd – zuletzt auch wieder von Ministerin Leonore Gewessler – ins Spiel gebracht. Allerdings wurde diese Variante schon einmal wegen einer eben zu geringen Entlastungswirkung ausgeschlossen.

Eine unendliche Geschichte
Seit mehr als 45 Jahren wird über die S18 Bodensee Schnellstraße diskutiert. Ziel war und ist es heute noch, die Ortsdurchfahrten im Unteren Rheintal vom Verkehr zu entlasten und eine Verbindung der beiden Autobahnen A14 auf österreichischer Seite und A13 auf Schweizer Seite zu bilden. Bisher scheitere das Projekt unter anderem an der Ablehnung einzelner Varianten, an Beschwerdeverfahren und an Änderungen der Rechtslage. Nachdem der Österreichische Verfassungsgerichtshof im Jahre 2006 die verordnete Trasse aufgehoben hatte, startete das Land Vorarlberg 2007 das Planungsverfahren „Mobil im Rheintal“ (MIR).
In diesem Prozess wurden 2011 für eine Straßenverbindung zwischen Österreich und der Schweiz zwei Trassenvarianten ausgewählt: die erstgereihte Variante Z und die zweitgereihte Variante CP. Das Land Vorarlberg hat anschließend eine strategische Prüfung „Verkehr“ für eine hochrangige Verbindung zwischen der A14 Rheintal Autobahn und der A13 in der Schweiz initiiert. Als Ergebnis ist die S18 nach einem Nationalratsbeschluss seit 2017 als Netzelement zwischen dem Knoten bei Dornbirn (A14) und der Staatsgrenze bei Höchst im Bundesstraßengesetz verankert. Die ASFINAG gab im November 2020 bekannt, dass sie die CP-Variante als jene mit den geringeren Auswirkungen auf Natur, Ökologie und insbesondere auf die Schutzgüter im Natura 2000-Gebiet weiterverfolge. Aktuell befindet sich das Projekt in der Vorprojektphase. Die Volksbefragung in Lustenau wird darauf letztlich wohl keinen Einfluss haben.

Kommentare

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Diese Zahlenspiele sind irreführend und unseriös! Ihr habt einfach nur die für eure (Wirtschaftskammer) Propaganda günstigste Stelle (isoliert betrachtet) herausgesucht und posaunt jetzt diese 85% Reduktion am Grenzübergang mit eurer massiven PR-Maschinerie raus. (dieser Abschnitt ist kaum 100m lang und kaum bewohnt). Und verschweigt aber gleichzeitig, dass es auf der gesamten Reichsstraße zu einem 10% Anstieg des Schwerverkehrs kommen wird. Trotz S18-CP!!! Also bringt diese sinnlose Naturkatastrophe rein gar nichts für die Lustenauer Bevölkerung. Die sind euch nämlich komplett egal…Lügt uns einfach nicht an!