Hans-Peter Metzler

Alt-Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: ©Markus Gmeiner)

Zurück zum Optimismus!

März 2017

In der Philosophie ist Optimismus der Glaube, in der besten aller möglichen Welten zu leben; Optimismus bedeutet auch, eine generell positive Erwartungshaltung oder eine generell positive Weltsicht zu haben. Weniger pathetisch, weniger abstrakt formuliert, könnte man Optimismus, auf das Land Vorarlberg bezogen, auch so definieren: Unser Land, wie es sich heute darstellt, ist von optimistischen, mutigen Menschen begründet worden. Nur mit dem Glauben an eine gute Zukunft war die schwierige Nachkriegszeit überwunden worden, nur mit dem Glauben an eine bessere Zukunft konnte in den 1970er- und 1980er-Jahren der Zerfall der Textilindustrie kompensiert werden; die heute so vielschichtige, ausgewogene Wirtschaftsstruktur des Landes ist Nachweis dieser einst so positiven Lebenseinstellung. Und nach wie vor ist es Optimismus, der Vorarlbergs große und kleine Unternehmen antreibt; der Glaube an Positives treibt an, lässt mutig sein, Risiken eingehen und Neues wagen.

Für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung lässt sich das aber nur bedingt sagen. Der Optimismus vergangener Tage scheint den Menschen im Privatleben in immer mehr Bereichen abhandenzukommen. Obwohl es uns heute besser geht als je zuvor, obwohl Vorarlberg ein modernes Land geworden ist – und Österreich insgesamt eines der reichsten Länder der Welt –, scheint der gesellschaftliche Diskurs heute in immer höherem Maße von Pessimismus, von Zögern und Zaudern bestimmt zu sein und eben nicht mehr von Mut und Optimismus. Das aber ist wohl auch dem Zeitgeist geschuldet und auch der Tatsache, dass Medien und Politik vorzugsweise Negatives thematisieren und Positives bestenfalls in Randnotizen verkünden. Heutzutage scheinen vor allem jene eine Stimme zu bekommen, die Gegenwart und Zukunft negativ sehen. Der Zukunftsforscher Matthias Horx sagt: „Wir leben in einer der sichersten und wohlhabendsten Gesellschaften der Welt. Das zunächst einmal anzuerkennen, ist eine wichtige Bedingung, um die Zukunft zu gestalten.“ Und: „Mitten im stabilen Wohlstand fürchtet man sich schrecklich und fühlt sich eigentlich ziemlich wohl dabei.“ Stop! Man sollte da dringend innehalten und nachdenken, sich wieder auf den Optimismus besinnen. Sich überwinden, um wieder hungrig sein zu können, muss Devise sein in den verschiedensten Lebensbereichen. Denn das, und nur das, brächte uns voran: Der Appetit auf Neues sinkt proportional mit der Saturiertheit, auch mit dem Pessimismus einer Gesellschaft.

Nicht falsch verstehen: Es soll hier nicht einem naiven Optimismus das Wort geredet sein, sondern einem begründeten Optimismus, der auf Fakten gründet. Und Fakt ist eben, dass es uns – kollektiv gesprochen – noch nie so gut gegangen ist wie heute, auch wenn uns die überbordende Informationsgesellschaft in einer immer globaler und komplexer werdenden Welt mitunter das Gegenteil annehmen lassen könnte. Natürlich ist der, der das Leben optimistisch sieht, nicht vor Widrigkeiten gefeit; aber für den Optimisten geht es auch nach Rückschlägen weiter, während der Pessimist es eben bleiben lässt. Das ist auch der Grund, warum gute Unternehmer Optimisten sind. In der Kunst, das Leben zu meistern, ist Optimismus sicher der bessere Begleiter als Pessimismus. Also: Ist das Glas halb voll oder halb leer? Wer sich bemüht, das Positive zu sehen, wird die richtige Antwort finden.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.

mehr von Hans-Peter Metzler