Martin Wolf

Mitglied des Vorstandsteams des Landeselternverbands Vorarlberg

Es ist anders, aber keinesfalls schlechter

Juni 2021

Seit Beginn der Pandemie wird unser Schulsystem richtig durchgewirbelt. Umstieg auf digitale Hilfsmittel, Fernunterricht sowie die Verschmelzung von Kinderzimmer und Schule wurden zur Tagesordnung. Man sorgt sich um die „verlorene Generation“, die offensichtlich von Staat und Politik im Stich gelassen wird. Wie schön ist dabei doch der Blick auf das, was diese Generation gerade leistet? Noch nie standen Kinder und Jugendliche vor derartigen Herausforderungen, mussten so viel selbstverantwortlich organisieren und eigenständig lernen. Schulen konnten weniger vermitteln als früher, die Umstände schenkten jedoch Erfahrungen fürs Leben. Das Recht auf Bildung wurde zur Holschuld. 
Die Auswirkungen werden wir wohl erst in einigen Jahren vollumfänglich sehen. Sicher ist jedoch, dass heutige Schüler*innen eine andere Haltung entwickeln und mit Fähigkeiten ausgestattet werden, durch die nachkommende Generationen von den Fehlern der heutigen Entscheidungsträger profitieren.
Auch bildungstechnisch ist nicht alles so, wie es weitläufig verkauft wird. Die Diskussion beschränkt sich auf die Menge des vermittelten Stoffs. Bekannt ist, dass fünf Jahre nach der Matura nur noch Bruchstücke des Gelernten vorhanden sind. Wie wirkt sich also das „neue Lernen“ wirklich aus? Weniger in der Schule gelernt zu haben, heißt nicht zwangsläufig, weniger fürs Leben zu behalten. Lehrer sind gefordert, das zu unterrichten, was wirklich wichtig ist. Eine stille Lehrplanreform, die wohl allen gut tun wird und nebenbei das Verhältnis von Lehr- und Lernenden verbessert.
Bleibt die psychologische Komponente: Die Hoffnung steckt in der Jugend. Wir können aufhören, uns zu sorgen, und damit beginnen, alles das zu tun, was unsere Kinder stark macht.