Monika Lutz

Unternehmensberaterin, Aufsichtsrätin

Quotentrugschluss

Mai 2015

Analysen zufolge entwickeln sich Aktienkurse und Gewinne von Unternehmen mit mindestens einer Frau im obersten Management besser als von anderen Firmen. Eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in Top-Positionen scheint sinnvoll und klug und soll über eine Frauenquote bewirkt werden.

Ohne analoge Beseitigung von strukturellen und kulturellen Hindernissen wird dies allerdings nicht gelingen. Um Karriere und Familie unter einen Hut zu bekommen, braucht es gemeinsam erarbeitete Rahmenbedingungen von Unternehmen, Politik und Gesellschaft. Hier ist man auf einem guten Weg (Kinderbetreuung, vollzeitnahe Teilzeitstellen, geteilte Karenz etc.). Bei der Auflösung von kulturellen Blockaden (Rollenklischees, Prägungen) sind wir umso mehr gefordert. Frauen sind im Berufsleben zurückhaltender, drängen sich nicht nach vorn, was zwar tugendhaft, aber nicht karrierewirksam ist. Männer strotzen vor Selbstbewusstsein, Frauen eher vor Bescheidenheit, zeigen zu viel Respekt vor der Aufgabe. Frauen wollen ermuntert werden, man muss ihnen sagen, dass sie es schaffen. Fast immer haben Karrieremänner Frauen, die diese Karriere unterstützen. Karrierefrauen erfahren diesen Beistand selten. Wird die Quotenregelung Frauen und Männer aus der Verhaltensstarre bewegen?