Ulli Laine-Valentini

Unternehmensberaterin, Vorstandsmitglied einer reformpädagogischen Schule

Warten auf das Bildungs-Wunder

Dezember 2020

Wissenschaftler warnen, dass sich die Lockdowns für Schüler*innen in einer niedrigeren Bildungsrendite und Einkommensnachteilen niederschlagen könnten. Was dies für die Innovationskraft, den sozialen Frieden und Wohlstand einer Gesellschaft bedeutet, ist da noch gar nicht eingepreist.
Einen ähnlichen Effekt sehe ich beim derzeitigen Bildungssystem. Von der „Modellregion Vorarlberg“ oder der gemeinsamen Schule für die 6- bis 14-Jährigen spricht niemand mehr, wir haben Reformbedarf bei der Inklusion, dafür wird auf einem Nebenschauplatz die Wiedereinführung der Notenpflicht auf dem Rücken von Volksschulkindern ausgetragen. 
Wir dürfen die Zukunftsfähigkeit unserer Kinder nicht verspielen! Unterstützen wir die Schulen endlich, sich zu verändern, ohne ständig eingebremst zu werden. Geben wir ihnen Autonomie, ausreichend pädagogische und psychologische Mitarbeiter*innen und das gestrichene Verwaltungspersonal wieder zurück.
Gute Pädagog*innen denken von den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen her: Individualität und Gemeinschaft. Dieselbe Haltung muss sich im System manifestieren. Jedes Kind, egal welcher Herkunft, egal mit welchen Ressourcen ausgestattet, hat ein Recht auf individuelle Entwicklung. Mit dem Ziel, ein selbstbestimmter, freier Mensch zu werden, als solcher ein glückliches Leben zu führen und Verantwortung für sich, andere und die Welt zu übernehmen.
Ein schwieriges Jahr neigt sich dem Ende zu, die Pandemie ist noch nicht gebändigt, die Klimakrise macht keine Pause und die Unmenschlichkeit beim Thema Migration lässt verzweifeln. Die Welt braucht dringend junge Menschen, die das Wissen und den Willen haben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und auf die großen Herausforderungen der Zukunft neue, humane Antworten zu finden.