Wolfgang Seidel

(42) vom Energieinstitut Vorarlberg gibt praktische Tipps, wie sich im eigenen Haushalt der Stromverbrauch reduzieren und viel Geld sparen lässt.

„Wer konsequent ist, kann seinen Strombedarf um die Hälfte reduzieren“

September 2022

Wie lässt sich im Haushalt Strom sparen? Welche Tipps hat das Energieinstitut?
Es gibt beim Thema Stromsparen zwei unterschiedliche Zugänge. Der eine Zugang ist investiv, der andere basiert auf Verhaltensänderungen.

Was ist damit gemeint?
Investiv heißt: Gerätetausch. Einen alten Kühlschrank, eine alte Tiefkühltruhe, einen alten Geschirrspüler und anderes durch neue Geräte mit einer guten Energieeffizienzklasse zu ersetzen, ist eine sehr effektive Maßnahme, um Strom zu sparen. Die entsprechenden, neuen Geräte brauchen deutlich weniger Strom. Installiert man zudem eine effiziente Heizungspumpe und eine thermische Solaranlage oder eine Photovoltaikanlage, lässt sich der Stromverbrauch eines Gebäudes damit deutlich senken. Aber klar: Die Umrüstung kostet Geld. 

Nun gibt es aber auch Haushalte, die nicht das Geld für diese technischen Umrüstungen haben, aber trotzdem Strom und damit Kosten sparen wollen. 
Da sind wir bei Verhaltensänderung und damit bei den klassischen Stromspartipps, die – umgesetzt – kein Geld kosten, sondern Geld sparen. Allerdings hat diese Sache zunächst einen Nachteil: Nur das Handy-Ladegerät aus der Steckdose zu ziehen, das bringt genau gar nichts. Denn eine einzelne kleine Maßnahme hat praktisch keine Auswirkung, das ist die Crux. Schöpfe ich dagegen alle Potenziale im Haushalt konsequent aus, dann lässt sich damit mitunter so viel einsparen wie mit der technischen Umrüstung. Es gibt aber zum Einstieg ein paar Maßnahmen, die einmal gemacht, dauerhaft und sofort helfen, Strom zu sparen …

Von welchen Maßnahmen ist die Rede?
Die Temperatur im Kühlschrank auf acht Grad einstellen, oder auf die niedrigste Stufe, wenn man keine Temperaturanzeige im Kühlschrank hat, das spart sofort und dauerhaft Strom und hat auf Lagerqualität und Haltbarkeit von Lebensmitteln überhaupt keine Auswirkungen. Dasselbe gilt für den Tiefkühler: Der muss nicht minus 28 Grad haben, es reichen minus 18 Grad. Das spart ebenfalls einen Haufen Strom, auch das hat ebenfalls keine Auswirkungen auf die Qualität der eingelagerten Lebensmittel. Und die Warmwassertemperatur am Boiler sollte man so weit wie möglich herunterdrehen. 65 oder 70 Grad Warmwasser braucht man in den allerseltensten Fällen. Mein Tipp: Ausprobieren, wie weit die Warmwassertemperatur im Boiler heruntergedreht werden kann, ohne dass es zu einem Komfortverlust kommt. Wer sich da unsicher ist, kann sich gern an die Energieberatung wenden oder an den Installationsbetrieb, vor allem wenn man sich wegen Legionellen Gedanken macht. Das sind wirksame Sofortmaßnahmen. Alle anderen Energiespartipps aber muss man tatsächlich jeden Tag umsetzen, und das dauerhaft, um Strom in nennenswertem Ausmaß einsparen zu können. 

Sie raten dazu, auf der Suche nach Stromspar-Potenzialen von Raum für Raum vorzugehen.
Ja! Weil es so viel ist. Tausendmal am Tag tun wir etwas, bei dem wir Strom brauchen. Also muss man sich in jedem Bereich, in jedem Raum fragen: Was geht auch mit weniger Energieeinsatz? Oder: Ist der Vorgang überhaupt notwendig? Kann ich ihn weglassen?

Nehmen wir doch ein Beispiel. Die Küche. 
Gerne. Wer einen Kuchen backt kann folgendes machen: Das Backrohr nicht vorheizen, sondern die Schnellheizfunktion einschalten, wenn der Kuchen ins Rohr wandert, dann mit Umluft statt mit Ober-und-Unterhitze bei 20 Grad weniger backen und das Backrohr zehn Minuten ausschalten, bevor der Kuchen fertig ist. Das Ergebnis bleibt dasselbe. Aber an Strom hat man dann einiges gespart. Und da gibt es viele andere Tipps: Wasser nicht im Topf, sondern im Wasser­kocher kochen. Und erst dann in einen Topf umfüllen. Und man muss nicht drei Liter Wasser heiß machen, um 250 Gramm Spaghetti zu kochen; man braucht auch für eine Tasse Tee keinen ganzen Liter Wasser zu erhitzen. Man kann Tiefgekühltes im Kühlschrank auftauen und übriges Essen erst auf Raumtemperatur abkühlen lassen, bevor man es in den Kühlschrank stellt. All diese Tipps zu berücksichtigen, das bedeutet natürlich einen gedanklichen Mehraufwand; einen Mehraufwand, der allerdings nichts kostet und in einem geringeren Energiebedarf resultiert. 

Wenn jetzt jemand so konsequent sein will: Wo findet man denn noch mehr Tipps?
Auf unserer Website energieinstitut.at/energiesparen sind die Tipps aufbereitet.

Wenn man so konsequent ist, wie Sie das da beschreiben, was lässt sich denn da einsparen?
Jede Menge, auf jeden Fall! Es hängt aber auch immer davon ab, wie sparsam ein Haushalt bereits ist – oder welchen Bedarf an Gerätschaften er auch hat. Es gibt Haushalte im Land, die 7.000 Kilowattstunden Haushaltsstrom im Jahr verbrauchen, genauso aber auch Haushalte, die nur auf 1500 kommen und ebenfalls nicht in der Steinzeit leben, um das ganz salopp zu sagen. Die Bandbreite ist also sehr groß. In einem Durchschnittshaushalt sollten – wenn konsequent Energie gespart und die technischen Möglichkeiten ausgenutzt werden – 2000 Kilowattstunden weniger im Jahr auf jeden Fall machbar sein.

Und damit lässt sich im Durchschnitt – wieviel Geld sparen?
Das kommt auch auf den Stromtarif an. Wenn wir die Kilowattstunde aber ganz grob mit 20 Cent rechnen, dann sind 2000 Kilowattstunden 400 Euro. Mit absoluten Zahlen muss man aber vorsichtig sein. Wir sagen: Nutzen Sie die Potenziale, die sich in Ihrem Alltag ergeben, seien Sie dabei konsequent, es wirkt sich auf jeden Fall aus! 

Danke für das Gespräch!

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