Albert Summer

* 1951, wohnhaft in der Gemeinde Zwischenwasser, in Muntlix, ist pensionierter Pädagoge, Organist und Chorleiter. Albert Summer ist Autor des Buches des 2016 erschienenen Buches „Musterdorf Fraxern“.

Moor and More

November 2019

Das „Forum Eschelbach“ setzt sich die Aufarbeitung des Lebenswerkes des Schriftstellers Hans Eschelbach zum Ziel. Mit der Gründungsversammlung des Forums Eschelbach und mit einer Dichterlesung soll der Autor und Verleger Eschelbach in den Fokus gerückt werden.

Ins Exil nach Fraxern verschlug es den Bonner Schriftsteller Hans Eschelbach während des Zweiten Weltkrieges. Hier konnte Eschelbach sein bedeutendstes Werk, den Michelangelo-Roman „Der Dämon des Unsterblichen“, zu Ende schreiben. Im April 1944 lag der Roman druckfertig vor.
Hans Eschelbach (1868 – 1948) verdient in der Vorarlberger Literaturszene besondere Wertschätzung, wie eine Studie der Abteilung für Wissenschaft und Weiterbildung der Vorarlberger Landesregierung aus dem Jahr 2013 zeigt. Eschelbach schrieb rund 50 Werke, darunter mehrere Gedichtbände, Bühnenstücke, Novellen, Erzählbände, historische und biblische Romane.
Als begnadeter Erzähler verstand es Dichter Eschelbach, soziale Themen offen und engagiert aufzuarbeiten und als Schriftsteller ein Lobbyist für Unterprivilegierte und Notleidende zu sein. Seine Schulgeschichten – wie beispielsweise die Erzählung „Die beiden Merks“ – haben bis zum heutigen Tag nichts an Aktualität eingebüßt. In der Novelle „Der Wasserkopf“ zum Beispiel schildert er in berührender Art und Weise die Leidensgeschichte eines behinderten Kindes. 

Neuauflage der Novelle „Im Moor“

Heuer neu aufgelegt wurde die packende Erzählung „Im Moor“ unter Verwendung des gleichnamigen Bildes „Im Moor“ von Gustav Klimt für eine ansprechende Gestaltung des Buchcovers. Es handelt sich um eine Liebesgeschichte, die sich wie ein Krimi liest. Diese Novelle spielt im größten Schmugglernest des Kontinents, sie dreht sich um Schleichhandel und Abgabenhinterziehung. Geschildert werden Menschen, die aus purer Not schmuggeln, um das zum Leben nötige Geld zu verdienen. Die im Bereich Venlo-Damerbruch-Straelen spielende Novelle schildert den dramatischen Zweikampf eines Grenzbeamten und eines Schmugglers um dessen Frau. 

Kampf dem Hexenwahn

In seinem historischen Roman „Hexenkampf“, den Eschelbach vor 80 Jahren herausbrachte, schildert Eschelbach Kindheit, Jugend und wichtigste Lebensstationen des Dichters und Seelsorgers Friedrich Spee, der sich mit der „Cautio Criminalis“ gegen die Hexenverfolgungen gewandt hatte. 
Spee-Forscher Günter Dengel zeigt auf, wogegen Eschelbach mit seiner Zukunftsvision in diesem Roman anschrieb: „... In ihr ist der Bezug zur Tagesrealität in der Entstehungszeit von Eschelbachs ‚Hexenkampf‘ unüberhörbar: ‚Was uns fehlt, das ist ein ganz Großer, einer, der Heimat und Vaterland über alles liebt, der an sich zuletzt, der nicht an seine Hausmacht, sondern ans große Ganze denkt, der unser Gewissen in Ruhe lässt, der unsere Überzeugung achtet ...‘ (Hexenkampf S. 205).“
Bereits 1938 thematisierte Hans Eschelbach in der Ballade „Aus dunkler Zeit“, welche er in der Sammlung „Sturmflut“ veröffentlicht hatte, den mutigen Kampf Friedrich Spees gegen den Hexenwahn und lobte ausdrücklich auch den Mut des protestantischen Druckers Petrus Lucius in Rinteln: „...Wer war es, der mutig in heißem Lieben aus Deutschland wirklich den Teufel vertrieben? Ein römischer Pfaff und ein Stockprotestant. Hätten wir mehr solcher Männer im Land!“
Die Asylunterkunft in Fraxern für den Dichter Hans Eschelbach und dessen zweite Frau Tony Eick-Eschelbach organisierte der zuvor nach Fraxern strafversetzte Lehrer Josef Bitsche. Dieser war seit Jahren begeisterter Eschelbachleser und stand mit dem Schriftsteller in regelmäßigem, regem Austausch. Weil Haus und Verlag Eschelbachs in Bonn durch einen Bombentreffer beschädigt und durch die Gestapo beschlagnahmt worden waren, kam das Angebot Bitsches, nach Fraxern ins Exil zu kommen, dem Schriftstellerehepaar Eschelbach-Eick sehr gelegen. 1941 übersiedelte das Ehepaar schließlich nach Fraxern.

Der Dämon des Unsterblichen

Im Fraxner Exil entstand in jahrelanger Arbeit schließlich der zweibändige Michelangelo-Roman „Der Dämon des Unsterblichen“. Weil aber Eschelbachs Verlag „Veritas“ von den Nationalsozialisten systematisch ausgehungert wurde, konnte aufgrund des Papiermangels der Roman nicht gedruckt werden. Die größte Sorge des Dichters Eschelbach bestand darin, die wenigen Muster-Durchschläge des Romans während des Krieges unter seinen treuesten Freunden als Treuhänder zu hinterlegen, „wo nach menschlichem Ermessen sich die letzten Dinge dieses Krieges nicht abspielen werden.“
Erst nach Eschelbachs Tod konnte Witwe Tony Eick-Eschelbach, tatkräftig unterstützt durch Lehrer Josef Bitsche und Landeshauptmann Ulrich Ilg, den Michelangelo-Roman in den Jahren 1950 und 1951 im Veritas-Verlag drucken lassen.
Vor einem Jahr wurde in Bonn, Fraxern und Götzis aus Anlass des 150. Geburts- und des 70. Todestages des Dichters Hans Eschelbach gedacht. Das Literaturtheaterstück „Hans Eschelbach – Worte und Werte“ wurde in Fraxern uraufgeführt und fand einen Tag später auch in Götzis große Zustimmung. 

Gründungsversammlung und Dichterlesung

Der Aufarbeitung der Lebensleistung Eschelbachs will sich nun der Verein „Der Dichter Hans Eschelbach“ intensiv annehmen. Die Gründungsversammlung des „Forums Eschelbach“ findet am 8. November 2019, ab 18.00 Uhr im Jakob-Summer-Saal in Fraxern statt.
„Werden und Wirken des Dichters Hans Eschelbach“ ist das Motto einer Lesung mit Schauspieler Kurt Sternik, zu der Literaturfreunde am Freitag, den 8. November 2019, um 20.00 Uhr in den Jakob-Summer-Saal in Fraxern eingeladen sind.

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