Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

Den Blick nach vorne richten

Oktober 2015

Sozialpartnergipfel zur Lehrlingsthematik: Zwischenprüfungen für Lehrlinge sollen wieder eingeführt werden, als Vorarlberger Sondermodell. Weitere Maßnahmen beschlossen.

Vorarlberg hat die höchste Lehrlingsquote aller Bundesländer, Vorarlberg hat österreichweit den höchsten Anteil an ausbildenden Betrieben. Doch die Zahl der Lehrlinge geht zurück, aus demografischen Gründen, bei einem gleichzeitig anhaltenden Trend zur Akademisierung. Vor diesem Hintergrund fand nun Ende September ein Sozialpartnergipfel im Landhaus statt, der mit einem Bekenntnis zum hohen Stellenwert der Lehre und mit konkreten Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Lehrlingssituation endete. Landeshauptmann Markus Wallner und Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser sagten, es gehe darum, „die Qualität der Lehre zu wahren beziehungsweise zu verbessern, die Zahl der Ausbildungsbetriebe zu erhöhen und auch jenen Jugendlichen eine berufliche Perspektive zu geben, die noch keine Lehrstelle gefunden haben“. Manfred Rein, Präsident der Wirtschaftskammer, berichtete von einem konstruktiven Gespräch und vom gemeinsamen Willen aller Beteiligten, „den Blick nach vorne zu richten“. Wichtige Punkte habe man besprochen und einig sei man sich gewesen, „ein gutes System weiterhin erhalten zu wollen“. In der Tat trug die entsprechende Presseaussendung den in dieser Hinsicht programmatischen Titel „Vorarlberg braucht auch in Zukunft gute Lehrlinge“.

Ein Fünf-Punkte-Programm

Vereinbart wurden insgesamt fünf Punkte, die an dieser Stelle in aller Kürze aufgezählt sein sollen. Erstens: die Einführung der Zwischenprüfung für alle Lehrlinge. In Österreich abgeschafft, soll in diesem Punkt eine eigene Vorarlberger Lösung erarbeitet werden. Die Zwischenprüfung gilt sowohl für den betreffenden Lehrling als auch für das ausbildende Unternehmen als wichtige Standortbestimmung, aber auch als Basis für weitere Unterstützungsmaßnahmen. Zweitens: der Einsatz von mehr Ausbildungsberatern. Ziel der Sozialpartner ist ein verantwortlicher Ausbildungsberater pro Bezirk. Von solchen Ausbildungsberatern sollen vor allem kleinere Ausbildungsbetriebe profitieren. Drittens: die verstärkte Einbeziehung des überbetrieblichen Ausbildungszentrums. Unternehmern soll eine „risikominimierte Aufnahme“ schwächerer Lehranwärter ermöglicht werden, indem die betreffenden Jugendlichen ihre Ausbildung in besagtem Zentrum beginnen. Dort wird in den ersten sechs Monaten gesteigerte Aufmerksamkeit auf die Verbesserung der Grundfertigkeiten und der Sozialkompetenz gelegt – vor Ablauf der sechs Monate entscheidet sich in Rücksprache mit dem Unternehmen, ob der Jugendliche seine Lernziele erreicht hat und in den Betrieb wechseln kann. Viertens: Das Modell „Lehre und Matura“, bislang mit bescheidener Wirkung, soll forciert werden. Und fünftens wollen sich die Sozialpartner in Sachen Lehre künftig des Öfteren treffen. Auch dem eingangs erwähnten Trend zur Akademisierung soll im Übrigen begegnet werden, selbstredend im positiven Sinne – etwa durch eine verstärkte Berufsorientierung an allen Schulen in Kombination mit Praxistagen in Unternehmen, „damit die Lehre auch in den Überlegungen der Eltern als gleichwertige Option neben dem Besuch einer weiterführenden Schule gesehen wird“. Landeshauptmann Markus Wallner erklärte auch, Investitionen in die sechs Berufsschulen des Landes „weiter hoch halten“ zu wollen: „Das sind Investitionen in die Zukunft, die sich lohnen. Wer in Lehrlinge investiert, investiert in die Wettbewerbsfähigkeit von morgen.“

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