Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

Wieder mehr Lehranfänger

Februar 2016

Lehrlingsstatistik 2015 zeigt Positives: Die Zahl der Lehranfänger in Vorarlberg steigt leicht, die Situation stabilisiert sich. Vorarlberg bleibt das Bundesland mit der höchsten Lehrlingsquote, mit deutlichem Abstand. Metalltechnik dominiert bei den Burschen.

Nach den demografisch bedingten Rückgängen hat sich die Zahl der Lehranfänger im Vorjahr wieder stabilisiert, erstmals seit 2010 geht die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr sogar wieder leicht nach oben. Im Vorjahr waren insgesamt 1455 Burschen und 733 Mädchen in ihr erstes Lehrjahr gestartet, gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von 0,74 Prozent. Vorarlberg ist damit das einzige Bundesland, das im Vorjahr eine Zunahme bei den Lehreintritten verzeichnen konnte. Und damit wird sich auch die seit Jahren sinkende Gesamtzahl an Lehrlingen – 7111 befanden sich 2015 insgesamt in Ausbildung – in den Folgejahren zumindest wieder etwas stabilisieren. Das ist umso beachtlicher, als die leichte Zunahme auch der Demografie entgegenläuft: 2008 beispielsweise hatte es mit 4985 noch 820 mehr 15-Jährige gegeben als 2015.

Vorarlberg bleibt das Bundesland mit der höchsten Lehrlingsquote, 52,5 Prozent der 15-Jährigen hatten sich in Vorarlberg 2015 für die Lehre entschieden, während dies im zweitplatzierten Oberösterreich 45 Prozent und im österreichischen Durchschnitt nur 38 Prozent taten. Auch hier ist eine Zunahme von 2,04 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. „Der Anteil der Jugendlichen, die sich für eine Lehre entscheiden, entwickelt sich stabil – und das schon seit Jahren“, sagt Christoph Jenny, stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Und: „Wir wollen diese Lehrlingsquote erhalten.“

Allen Unkenrufen zum Trotz

Die leicht steigende Zahl an Lehranfängern ist nicht nur aus demografischen Gründen, sondern aus noch einem weiteren Umstand bemerkenswert: 2015 hatten Interessenvertreter der Arbeiterkammer und der Freiheitlichen, aber auch Vorarlberger Medien vor einer Misere am Lehrstellenmarkt und einem Absinken des Niveaus gewarnt – und sich damit in Opposition zur Realität, aber auch zur Wahrnehmung in anderen Bundesländern gestellt. Denn in Rest-österreich wird Vorarlberg in Sachen Lehre stets bewundert. Bezeichnenderweise war in der Tageszeitung „Die Presse“ just zum Zeitpunkt der Auseinandersetzung ein Artikel mit dem Titel „Wie machen das die Vorarlberger?“ erschienen. Und während die Arbeiterkammer fabulierte, dass die Lehre in unserem Bundesland „absandle“, kam die „Presse“ zum Schluss: „Was machen die Vorarlberger besser? Ostösterreich kann sich da einiges abschauen.“

Für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg ist die Lehre von großer Bedeutung. „Es macht den Erfolg unseres Wirtschaftsstandorts aus, dass die Unternehmen jene Fachkräfte, die sie für die Wirtschaftsstruktur brauchen, hauptsächlich aus der Lehre bekommen“, erklärt Jenny, der Leiter der Lehrlingsstelle in der Kammer. Und genau diese Wirtschaftsstruktur mit ihrem hohen Anteil an Sachgüterproduktion und produktionsnahen Dienstleistungen schaffe Arbeitsplätze im Land Vorarlberg. „Die Qualifikationen“, fügt Jenny noch an, „müssen zur Wirtschaftsstruktur passen.“ Als Negativbeispiel dienen da andere europäische Länder, Spanien beispielsweise – ein Land, in dem viele akademisch ausgebildete junge Fachkräfte keine Arbeit finden, weil es in der Wirtschaft diese Arbeitsplätze schlichtweg nicht gibt. Rudolf Strahm, ein Schweizer Politiker und Ökonom, hatte ja in seinem Buch „Die Akademisierungsfalle“ nachgewiesen, wie gering die Jugendarbeitslosigkeit in jenen Ländern ist, die auf die duale Berufsausbildung setzen. Oder anders gesagt: „In Ländern ohne duale Berufsausbildung werden Menschen an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes vorbei ausgebildet.“

Metalltechnik am beliebtesten

Was ist dem aktuellen Lehrlingsbericht 2015 noch zu entnehmen? 1938 Betriebe bilden Lehrlinge aus; mit insgesamt 3256 Lehrlingen ist die Sparte Gewerbe und Handwerk der größte Ausbilder. Der Ausländeranteil bei den Lehrlingen liegt bei 10,6 Prozent, wobei deutsche (246) und türkische (194) Staatsbürger die größten Kontingente stellen. Knapp 39 Prozent der Lehrlinge kommen aus der Polytechnischen Schule, 34 Prozent aus der Neuen Mittelschule, der Rest von AHS, BHS oder BMS. Und die Lehre bleibt weiterhin eine klar männliche Domäne: Mehr als zwei Drittel der Lehrlinge im ersten Lehrjahr sind Burschen. Bei den Burschen dominieren Metalltechnik (1022) vor Elektrotechnik (562), Kraftfahrzeugtechnik sowie Installations- und Gebäudetechnik; bei den Mädchen Einzelhandelskauffrau (530), Bürokauffrau (222), Friseurin und Stylistin sowie Restaurantfachfrau. Bei den weiblichen Lehrlingen konzentriert sich die Ausbildung weiterhin auf einige wenige Lehrberufe; fast die Hälfte aller weiblichen Lehrlinge werden in den erwähnten vier Lehrberufen ausgebildet.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.