Häupls Humor

Es gibt in Österreich viele ehemalige Politiker, die auch nach ihrem Abgang alle und alles besserwissend kommentieren, ihr politisches Ablaufdatum dabei aber längst überschritten haben. Michael Häupl wird sich nicht dazugesellen. Nach einem Vierteljahrhundert an der Spitze der Wiener SPÖ verabschiedete sich Häupl nun mit seiner letzten 1.-Mai-Rede und dem Bonmot, er werde gewiss nicht den Balkon-Muppet spielen. Das spricht für ihn. Aber es ist schade. Er hätte eine denkbar gute Figur abgegeben. Mit Blick auf Landeshauptmann Pröll sagte Häupl einst: „Das von mir geschriebene Buch ,Die Kriechtiere und Lurche Niederösterreichs‘ war eine gute Vorbereitung auf die Politik.“ Mit Blick auf einen mächtigen Gewerkschafter: „Von Neugebauer kenne ich nur die Worte ‚Servas‘ und ‚nein‘“. Mit Blick auf die Lehrer: „Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig.“ Und mit Blick auf die Konkurrenz: „Ihr könnt einen von diesen Blödeln wählen, aber ihr müsst selbst wissen, was ihr tut.“ Häupl hatte als aktiver Politiker seine Prinzipien, die er gegen Freund und Feind verteidigte, oft polarisierend, aber stets mit Humor – in einer insgesamt immer humorloser werdenden Branche. Mit ihm geht der vorerst letzte Entertainer der Politik. Nachfolger ist keiner in Sicht.