Möglichst laut schreien!

In allgemeiner Empörung empört zu sein ist nicht besonders schwer. Aber was da losbrach über Eva Glawischnig, das war auch in dieser Hinsicht bemerkenswert mies: Auf ihre Ankündigung hin, für Novomatic arbeiten zu wollen, fielen sämtliche Moralapostel Österreichs über die Dame her, als sei sie Pressesprecherin der Mafia geworden. Und am lautesten schrien jene, die der ehemaligen grünen Parteichefin am meisten zu verdanken hatten: alte Parteifreunde, einstige Mitstreiter. Sie hätte halt etwas anderes machen müssen, um der Moral ihrer alten Partei zu genügen, Blumen pflücken, Bäume zählen, Umwelt schützen, etwas in der Richtung. Wobei es einstige Politiker da prinzipiell schwer haben. Andreas Unterberger schrieb, etwas verkürzt wiedergegeben: „Wenn es nach der Stimmung auf dem Boulevard und an vielen Stammtischen geht, sollten sich ehemalige Politiker am Ende ihrer Funktion ohnedies in Luft oder Salzsäure auflösen.“ Nun muss man mit einstigen Politikern in der Tat kein Mitleid haben. Aber wer am lautesten keift und sich um die Hass-Tirade des Jahres bewirbt, sollte berücksichtigen, was im „Standard“ jüngst so formuliert wurde: „Je strenger der Maßstab für die Zeit nach einer politischen Arbeit wird, desto schwieriger ist es, qualifizierte Menschen für die Politik zu gewinnen.“ Wobei: Qualifizierte in der Politik? Bloß das nicht. Also: Möglichst laut schreien!