Als Fahrer eines Elektroautos, schon damals, als es noch sachbezugspflichtig war, erkenne ich Bewegung im festgefahrenen Straßenverkehr. Wer elektrisch fährt, setzt auf Drehmoment statt verbotener Höchstgeschwindigkeit und taucht ein in eine neue Welt des Fahrens: leise, gleichmäßig und wenig angetrieben von Rekordwegzeiten. Aufblenden oder unnötiges Beschleunigen im Stop-and-Go gehören der Vergangenheit an.
Während manche über Reichweitenangst sprechen, hat der erfahrene E-Autofahrer längst verstanden: Die Batterie hält länger als die biologische Kondition. Spätestens nach 250 Kilometern verlangt der Körper ohnehin nach einem Zwischenstopp für den obligatorischen Cappuccino, einen Toilettengang und eine Runde Rückenstrecken. In dieser Zeit t(d)anken nicht nur der Akku, sondern auch die Haltung.
Die Angst, keine Ladesäule zu finden, gehört den frühen Elektrojahren an. Heute gibt es Stationen an jeder Ecke, verlässlich und erfreulich unkompliziert. Trotzdem lebt die Selbstüberschätzung im Straßenverkehr, weniger in den Fliehkräften, mehr im Overrulen der elektronischen Reichweitenanzeige. Im Turtle-Modus gilt, je naheliegender die Ladesäule, desto abenteuerlicher die Location. Und zu Hause? Echtes Plug & Play ohne Benzingeruch an den Händen. Wer eine PV-Anlage betreibt, freut sich auf die Zeit, wenn Autos nicht nur Strom nehmen, sondern auch geben. Elektroautos liefern sich dann das Rennen mit kleinen stationären Batterien im Keller.
Elektromobilität ist also mehr als nur Technik. Sie ist (Verkehrs-)Erziehung für Erwachsene. Sie lehrt Geduld, Planung und Achtsamkeit – Eigenschaften, die auf unseren überfüllten Straßen keinen Platz mehr gefunden haben. Ein geladener Akku fährt nicht nur das Auto, sondern oft auch den Puls herunter.
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