Kribbeln

Kennen wir die kribbelnde Spannung des Erwartens noch? Die Zeit des Advents ist eine Zeit der Erwartung. Das möchte ich gerade darum betonen, weil wir diese Erfahrung weitgehend verloren haben. Warten und Erwarten sind nicht die Haltungen, die hoch im Kurs stehen. Darum freue ich mich, bis Weihnachten in jeder Ausgabe im Vorarlberger Kirchen-Blatt Gedanken über das Erwarten weiterzugeben. Fast ein Trainingsprogramm.
Persönlich darf ich das Erwarten jeden Tag erleben in der Vorfreude auf die Lese-Zeit am Abend. Welch großartige Ideen und Geschichten mir da geschenkt werden! Darum freue ich mich im Verlauf des Tages immer wieder auf den Feier-Abend. Gönnen wir uns doch jeden Tag eine Lese-Ecke! Es lohnt sich. Empfehlungen zur Lektüre gebe ich gerne weiter. Social-Media gehören nicht dazu … 
Im Leitungsteam der Propstei erleben wir das Erwarten beim Planen, wie und wo die Krippendarstellung dieses Jahr installiert wird. Sie sieht jedes Jahr anders aus – einfach in die konkrete Situation der Welt hineingestellt. Gott will im Heute in unserer Mitte sein. Vor fünf Jahren haben wir uns von der Aufstellung „alle Jahre wieder gleich“ verabschiedet. Tiefster Grund dafür ist die Einsicht des weltbekannten Geigenbauers Martin Schleske, der gerne Zeit in der Propstei verbringt: „Es ist eine subtile Form des Unglaubens, wenn man sich an das, was man glaubt, gewöhnt hat. … In der Gewöhnung ist die Seele ohne Hoffnung und der Geist ohne Fragen.“ Nicht selten werden wir schon Monate vorher gefragt, wie und wo die Krippe dieses Jahr aufgestellt wird. Das verraten wir natürlich nicht, denn auch bei uns kribbelt es noch. 
Die Adventszeit lässt mich besonders kribbeln. Ich freue mich, wenn einige Leserinnen und Leser sich anstecken lassen. Das ist spannend!

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