„Über Geld spricht man nicht“

Mich beschäftigt öfters die Frage „Wie lange wird es noch dauern, bis wir als Gesellschaft von echter Gleichberechtigung sprechen können? Und, welche Rahmenbedingungen werden unsere Kinder, insbesondere meine Tochter, in 20 Jahren vorfinden, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht?“
Es hat sich schon sehr viel getan, dennoch liegt ein weiter Weg vor uns. Erst als Mutter wurde mir das Ausmaß der Ungleichheit als Frau richtig bewusst. 
Mit dem ersten Kind beginnt als Paar unweigerlich eine neue Rollenverteilung. Wir wurden vor die Herausforderung gestellt, wie wir unsere Erwerbsarbeit und die Kinderbetreuung stemmen. Das ist ein schleichender Prozess, doch was steckt wirklich dahinter, wenn ich als Frau (oder Mann) 50 Prozent erwerbstätig bin? Die anderen 50 Prozent kümmere ich mich um die Familie zuhause – und das unentgeltlich! Welche Auswirkungen das für meine Unabhängigkeit hat und schlussendlich auf meine Pensionsgrundlage, lässt sich erahnen. Es braucht eine Lösung auf Augenhöhe, um die unentgeltliche Care-Arbeit in der Familie wertzuschätzen und finanziell abzugelten. Ich sehe dieses Thema immer noch als stark tabubehaftet. Vielleicht ist das eine der Vorarlberger Tugenden: „Über Geld spricht man nicht“. Doch wir müssen uns darüber Gedanken machen. Eine Möglichkeit ist das Pensionssplitting zwischen zwei Partnern. Auch der Ausbau der Kinderbetreuung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstbestimmung von Familien. Umso mehr freut es mich, dass nun ein deutlicher Schritt seitens der Bundesregierung angekündigt wurde und eine jahrelange Forderung von „Frau in der Wirtschaft“ nach mehr und besserer Kinderbildung und Kinderbetreuung mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 4,5 Milliarden zugesichert wurde. Um keinen Tag zu früh, wie ich finde.

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