Johann Punzenberger

Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft erneuerbare Energie Vorarlberg

Der Frosch und die Krise

Dezember 2022

Ein Frosch hat es sich in einem Tümpel bequem eingerichtet. Mit den zahlreichen Annehmlichkeiten, die alle Energie verbrauchen, wird das Wasser aber immer wärmer und wärmer. Dadurch wird er so träge und lahm, dass er nicht mehr die Kraft hat, sich von diesem Problem zu befreien. 
Auch wir in den Industrienationen haben uns an einen sehr bequemen Lebensstil gewöhnt, ohne uns mit den Konsequenzen wirklich zu beschäftigen. Sobald ein Problem auftaucht, werden nur die Auswirkungen reduziert oder eine neue Lösung entwickelt, ohne die Ursache zu beseitigen. Ja, wir erzeugen teilweise an anderer Stelle ein neues und viel größeres Problem. Diese Systematik wird durch den Wunsch des Menschen nach ständiger Verbesserung unterstützt. So sind sehr komplexe Systeme und ein laufendes Wirtschaftswachstum entstanden. 
Die Folge: jetzt wird es wirklich heiß – auch bei uns! Wir haben nicht mehr lange Zeit, die sich aufschaukelnden Probleme/Krisen, welche alle direkt oder indirekt mit dem ständig steigenden Energieverbrauch zusammenhängen, an der Wurzel zu packen. Für den Frosch gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder die Trägheit so rasch wie möglich überwinden und die Annehmlichkeiten so regulieren beziehungsweise weiterentwickeln, dass sie zu keiner weiteren Erwärmung führen. Oder aus dem Tümpel springen und sich einen neuen suchen. 
Die erste Möglichkeit steht ihm aufgrund seiner fehlenden Intelligenz nicht zur Verfügung. Der Menschheit jedoch schon – wären da nicht die Gier, die Macht und auch die Dummheit. Die zweite Variante macht nur dann Sinn, wenn er einen anderen Tümpel findet und er den Weg dorthin überlebt. Wo aber ist bitte die nächste Erde? Wird die Menschheit noch die Kurve kratzen und die Transformation zu einer selbstregulierenden Lebens- und Wirtschaftsweise schaffen?