Cornelia Matt

Geschäftsführerin Kaplan Bonetti – Beratungsstelle, Wohn- und Arbeitsprojekte

Die Chance einer großen Herausforderung

Juli 2020

Die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen beherrschen seit Wochen unser Leben. Der Shutdown hat dazu geführt, dass sich die Erkrankungszahlen stabilisiert haben. Die große Gesundheitskrise scheint abgewendet. Nun kämpfen wir mit den Folgen einer immensen Wirtschaftskrise. Milliardenpakete fließen, um die heimische Wirtschaft über Wasser zu halten. Wir erleben im Moment Arbeitslosenzahlen, wie wir sie seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr hatten. Während in der Kurzarbeit das Einkommen auf 80 bis 90 Prozent des Letzteinkommens sinkt, reduziert sich das Einkommen bei einer Kündigung durch den Bezug von Arbeitslosengeld auf circa 55 Prozent. Da gehen vielen Menschen rasch die Mittel aus. In Österreich waren 2018 17,5 Prozent Personen armutsgefährdet, das sind mehr als 1,5 Millionen Menschen. Und das noch vor der COVID- 19-Pandemie. Nun sind es nicht nur sie, sondern auch zusätzlich eben noch gut situierte Menschen, Angestellte, Unternehmer, Kulturschaffende und Selbstständige, die um Unterstützung ansuchen müssen, damit sie ihre Familien ernähren und ihre Wohnungen erhalten können.
Deshalb ist es in dieser Phase besonders wichtig, dass das Sozial- und Gesundheitswesen dabei nicht auf der Strecke bleibt. Gerade jetzt sind diese Einrichtungen für viele Menschen notwendiger denn je. Sie sind zudem ein wichtiger, starker Job-Motor für die Konjunktur. 
Und hoffen wir, dass es nicht so weit kommt, Sparprogramme der öffentlichen Hand ausgerechnet bei den Schwächsten der Gesellschaft anzusetzen, es wird sich zeigen, wie wichtig ein funktionierender Sozialstaat gerade in solchen Zeiten der Krise ist. Erste Schritte dazu wären deutliche höhere Mindestlöhne in zahlreichen Branchen, eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes und der Sozialhilfe sowie leistbare Wohnungen. Jetzt gilt es, neue solidarische Wege zu finden!