Bernhard Bereuter

Landesgeschäftsführer AMS Vorarlberg

Ein veränderter Arbeitsmarkt?

Juli 2021

Anfang des Jahres 2020 sind wir noch davon ausgegangen, dass die Arbeitslosenzahlen konstant bleiben würden und haben im Jahresdurchschnitt mit rund 9700 arbeitslosen Personen gerechnet. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass die Covid-19-Pandemie den Arbeitsmarkt schlagartig verändern wird. Mit dem ersten Lockdown im März 2020 kam die dramatische Wende am Arbeitsmarkt, die uns mit voller Wucht getroffen hat, und die Zahl der Arbeitslosen ist im April auf 17.928 Personen, einem historischen Höchststand, angestiegen.
Viele sind zu dieser Zeit unverschuldet arbeitslos geworden. Gestern waren sie noch gefragte Mitarbeiter*innen, und heute werden ihre Fähigkeiten und Kompetenzen nicht mehr gebraucht. Unerwartet, unvorhersehbar, nicht geplant – ein Schock für die Betroffenen und ihre Familien. Monate vergingen mit kaum Chancen auf eine Beschäftigung.
Jetzt über ein Jahr später ist eine deutliche Erholung auf dem Arbeitsmarkt zu spüren, die Personalnachfrage ist wieder angestiegen, und viele Arbeitslose haben einen Job gefunden. Mit 11.518 Arbeitslosen Ende Mai liegt die Zahl aber immer noch um rund 2000 Personen über dem Vorkrisenniveau. Wenn wir das Vorkrisenniveau wieder erreichen wollen, ist eine Voraussetzung, dass die Unternehmen bei der Personalsuche aus dem gesamten Arbeitskräftepotential schöpfen und sich nicht einschränken. Jene Personen sollen eine Chance auf Bewerbungsgespräch erhalten, die bereits über ein Jahr auf Jobsuche sind, also zu Beginn der Corona-Krise arbeitslos wurden. Es ist wichtig, dass diese Menschen wieder arbeiten können, weil sonst ihre Fähigkeiten verloren gehen. Je mehr sie ihre Fähigkeiten verlieren, desto schwieriger wird es, wieder einen Job zu bekommen. Gleichzeitig müssen sie ihre Arbeitsleistung auch den Unternehmen anbieten. Der Arbeitsmarkt ist eben ein besonderer Markt!