Axel Renner

Bregenzer Festspiele

Fördern, nicht fordern

Mai 2015

Ist doch gar nicht so viel“, konnte man in den vergangenen Wochen mancherorts hören, wenn es um die Erhöhung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von zehn auf dreizehn Prozent ging, der zukünftig nicht nur die Kulturbranche stärker belastet, sondern unter anderem auch die Hotellerie.

Doch, drei Prozent sind richtig viel. Sie können sogar eine Steigerung auf fast das Doppelte bedeuten. Nämlich dann, wenn ein Vorarlberger Hotel im Wettbewerb mit einem Mitbewerber aus Lindau, Friedrichshafen oder anderswo in Deutschland steht. Denn im Nachbarland gilt für Übernachtungen der ermäßigte Satz von sieben Prozent. Um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Tourismusbetrieb zu fördern, hatte die Regierung in Berlin die Entscheidung getroffen, deutsche Hotelbetriebe ab Jänner 2010 steuerlich zu entlasten.

Umso erstaunlicher, dass Österreich einseitig genau diese Branche belastet. Weil oder obwohl der Tourismus europaweit nirgends so hohe Pro-Kopf-Einnahmen erzielt wie hierzulande? Gastfreundschaft, Kultur und Natur lassen sich nicht importieren. Sie sind die leuchtenden Pinselstriche im Gesamtgemälde Österreichs als eines der begehrtesten Reiseziele. Was einem lieb und teuer ist, sollte also nicht unbedingt teuer gemacht werden. Und mit Förderungen lässt sich ohnehin besser pinseln als mit Forderungen.

Drei Prozent sind auch dann richtig viel, wenn ein Kulturunternehmen am Markt erfolgreich sein muss und den mit Abstand größten Teil seines Budgets durch Eigeneinnahmen erzielt anstatt durch Subventionen, die bekanntermaßen keiner Mehrwertsteuer unterliegen. Drei Prozent bedeuten für die Bregenzer Festspiele eine jährliche Mehrbelastung von 530.000 Euro, die sie selbst erwirtschaften müssen.
Manche sagen: Ist doch nicht viel. Ich nicht.