Brigitte Eggler-Bargehr

Direktorin des Landes-Rechnungshofs Vorarlberg

Glaubwürdigkeit durch Sachlichkeit und Transparenz

Februar 2022

Unser gesellschaftliches Leben stellt uns alle – gefühlt schon viel zu lang – vor große Herausforderungen. In­stitutionen müssen unter Unsicherheit oft weitreichende Entscheidungen fällen, Menschen weiterhin mit Verunsicherung leben. Es fällt schwer, das zu akzeptieren, schafft Unbehagen, macht Angst. Angesichts sehr komplexer Themen, wie der Pandemie, kapituliert unser rationales, logisches und langsames System-2-Denken und wir wechseln unbewusst in das intuitive, automatisch funktionierende System-1-Denken. Anstatt mühsam eine große Bandbreite an Informationen und Expertenwissen zu sammeln und zu verarbeiten, neigen wir zu Vereinfachungen. Wir verlassen uns vor allem auf Erinnerungen und Analogien, viel zu gern auf solche, die unsere bestehenden Sichtweisen stützen. Diese Erkenntnis hat bereits der Nobelpreisträger Daniel Kahneman beschrieben.
Nur wenn Institutionen sorgsam darauf achten, möglichst keinen Wahrnehmungsverzerrungen zu unterliegen, können sie Sachverhalte objektiv darstellen und für Transparenz sorgen. Beides, ein hohes Maß an Sachlichkeit und umfassende Transparenz, schafft Glaubwürdigkeit. Und diese ist entscheidend für Wirksamkeit. Das gilt für staatliche Institutionen und natürlich auch für den Landes-Rechnungshof. Wesentlich ist, in welchem Ausmaß gute und verlässliche Datengrundlagen vorhanden sind und wie nachvollziehbar daraus Schlüsse abgeleitet werden. Aufbau und Pflege aussagefähiger Daten sind daher wichtig – nicht nur während der Pandemie.
Daten mit unterschiedlichen Definitionen, Detailgraden oder Auswertungszeitpunkten schwächen das Vertrauen der Bevölkerung in deren Richtigkeit und in die Akzeptanz daraus abgeleiteter Maßnahmen. Dieses gesellschaftliche Vertrauen brauchen wir für eine funktionierende Demokratie.