Katrin Löning

Vorstand Österreichisches Ökologie Institut 

Ökologie als Voraussetzung

Februar 2022

Der sehr dehnbare Begriff Nachhaltigkeit als Grundlage vieler Entscheidungen muss in seiner Gewichtung neu überdacht werden! Klimawandel, Ressourcenknappheit und Verlust der Biodiversität (das berühmt-berüchtigte Dreieck) sind als bisher oft vernachlässigter Gegenpart zu Ökonomie und Sozialem nicht mehr verhandelbar. Wir müssen den Klima- und Ressourcenschutz sowie die Sicherung der Biodiversität als unbedingte Prämissen, als unverrückbaren Rahmen unserer Entscheidungen und als lebenswichtige Herausforderung für unser Tun verstehen. Hier ein Beispiel: Unsere Basis in der Siedlungsentwicklung und -planung ist der Erd-Boden, der den Grund für Gebäude und Straßen darstellt und auch die Schlüsselrolle in einer klimaresilienten Siedlung einnimmt. Natürlich gewachsener, lebendiger Boden speichert Wasser und Kohlenstoff, bietet schattenspendenden Bäumen und Sträuchern Platz für ihre Wurzeln und außerdem Lebensraum für Milliarden von Organismen. In unseren Siedlungen werden solche „originalen“ Böden in Zukunft ein rares Gut sein, denn Österreich und auch Vorarlberg sind Europameister in Bodenversiegelung. Und ist ein Stück Erd-Boden erst einmal versiegelt, gehen seine über Jahrhunderte entstandenen, als selbstverständlich angesehenen multifunktionalen Gratisleistungen für uns verloren.
Für die Zukunft ist daher zu überlegen, den humosen Boden verbindlich in die Planung mit einzubeziehen und Ver- sowie Überbauung auf schon versiegelten und befestigten Flächen vorzunehmen. Gebäude, Plätze und Straßen sind in erster Linie mit unbedingter Rücksicht auf den gewachsenen Boden, einen eventuellen Baumbestand, auf größtmöglichen Wasserrückhalt und natürlicher Kühlung zu platzieren. Eine Herausforderung, der sich auch in gewerblichen und privaten Bereichen gestellt werden sollte, weil sie Lebensqualitäten in unseren Siedlungen sichert.