Robert Merz

Leiter Forschungszentrum Digital Factory Vorarlberg

Schöne neue Welt

November 2018

Ich bin ein moderner Mensch. Meine Dinge haben Internet. Das ist toll. Mein Kühlschrank schreibt mir täglich eine E-Mail und erzählt, was in meinem Haus so los ist. Und er mined Bitcoins, kühlen tut er nicht mehr. Mein Rasenroboter postet Fotos auf Facebook, wie er mit der Katze des Nachbarn spielt. Das macht er, um den Staubsauger meines besten Freundes zu ärgern. Dessen Katze ist schon zu alt und spielt nicht mehr so gerne. Meine Waschmaschine hat dies geliked. Die hat einen Blog und ist Influencerin für Waschmittel und Weichspüler. Neulich hat mein Kühlschrank versucht, mich dringend zu erreichen, ich war verhindert. Mein neuer Roboter hat dann mit ihm geskyped und mir in Gestensprache erklärt, was der Kühlschrank wollte. Eigentlich spricht der Roboter Java, damit er hoch komplexe Aufgaben lösen kann. Das versteh ich nicht, da muss ich erst ein Informatikstudium und eine vierwöchige Einschulung machen. Bis dahin kommunizieren der Roboter und ich mit einfacheren Mitteln. Oder vielleicht kaufe ich eine Kaffeemaschine, die sich mit ihm beschäftigen kann. Jedenfalls bekommt mein Kühlschrank jetzt zu wenig Strom, seit mein Elektroauto das Autopiloten-Upgrade bestellt, sich selbstständig gemacht und einen Exklusivvertrag mit der Photovoltaikanlage abgeschlossen hat. Mein Auto ist jetzt Taxiunternehmer. Mit eigener Steuernummer. Auch wenn keiner mehr am Steuer sitzt. Ich hoffe, dass mein Auto bald die ganze Familie ernähren wird. Mein Reisepass ist jetzt auch online und chattet mit seinen Kollegen. Ich habe gleich alle personenbezogenen Daten geschwärzt, verpixelt und verschlüsselt. Einfach nur aus Vorsicht. Nur damit nix passieren kann. Ich will ja keine Probleme mit der Datenschutzbehörde bekommen. Willkommen in einer schönen, neuen Welt.