Monika Lindermayr

Leiterin des Frauenreferats

Von der Rolle

Mai 2015

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein in den Medien und in unserer Arbeitswelt viel diskutiertes Thema. Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit werden gefordert und umgesetzt.
Haben gleichstellungsspezifische Forderungen – zum einen, dass eine individuelle soziale Absicherung und der Schutz vor Armut am wirksamsten über eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit zu erreichen sind, und zum anderen, dass die partnerschaftliche Teilung von Familien- und Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen der wichtigste Schritt in Richtung Gleichstellung ist – tatsächlich Anerkennung gefunden? Oder wird doch wieder die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zementiert, weil Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Frauenthema behandelt wird?

Wenn wir einer EU-Studie zum Thema Männer und Gleichstellung glauben, dann liegen aktive und fürsorgende Väter im Trend. Allerdings ist die Männerbeteiligung bei der Hausarbeit mit rund 15 Prozent in Österreich noch bescheiden. Und wirkliche Karenzväter sind im Ländle noch eine Seltenheit. Unternehmen und Gesellschaft verfestigen die traditionellen Geschlechterrollen mit ihren Erwartungen und Handlungen, solange sie von den männlichen Mitarbeitern erwarten, dass sie sich ausschließlich der Erwerbsarbeit widmen, und den weiblichen Mitarbeitern Teilzeitbeschäftigung und die Pflichten der Familienbetreuung zugestehen. Diese Einstellungen und Rollenzuschreibungen sind tief in uns verwurzelt.

Wir brauchen daher die Rahmenbedingungen, um unsere eigenen Rollen­erwartungen zu überprüfen und zu hinterfragen, damit wir – Frauen wie Männer – unsere Potenziale in allen Bereichen der Familie und des Berufslebens entfalten können.