Martina Feurstein

Obfrau Klub KOSMOS

Was bleibt

Oktober 2017

Carmen, 1991 auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele, war für mich damals siebzehnjährig nicht gerade ein Pflichttermin. Mit geschenkten Karten, unvorbereitet und fröstelnd, auf der Tribüne zwischen Busladungen von Touristen, erlebte ich unerwartet eines meiner ersten Überraschungserlebnisse im Zusammenhang mit Kultur. Einen Wow-Moment, der bis heute präsent ist: Pferde auf der Seebühne. Ich weiß nicht mehr, in welchem Akt und auch nicht, wie viele es waren.

Von Opern verstehe ich immer noch nicht viel und so skurril die Rösser auf dem See damals mit Sicherheit waren, noch heute – Jahrzehnte später – spüre ich ein staunendes Grinsen beim Gedanken an diesen kurzen Augenblick im Nieselregen.

Seither ist viel Zeit vergangen, die Kunst begleitet mich privat und beruflich. Ich lese leidenschaftlich, schaue mir viel an – Kunst, Theater, Architektur, Literatur, Film, Musik und manchmal auch Oper. Mein Beruf bringt mich mit Kunstschaffenden und Intellektuellen aus der ganzen Welt zusammen. Ich lebe mit Kultur, auch wenn sich mir nicht immer alles erschließt.

Und manchmal gibt’s da diese eine Stelle in einem Buch, die morgens durch meinen Halbschlaf geistert, die bestimmte Szene in einem Theaterstück, die mir Wochen später noch einfällt. Eine Installation auf einer Ausstellung, die mich plötzlich erwischt. Und dann muss ich alles über den jeweiligen Künstler wissen und tauche dabei in eine andere Welt ein. Das sind Glücksmomente. Sie sind für jeden Menschen und in jedem Alter anders. Es ist das, was Kunst möglich machen kann. Das, was bleibt.

Niemand kann solche Erlebnisse planen – aber jeder kann schauen, hören, fühlen, offen bleiben für die vielen verschiedenen Formen der Kunst. Und dann staunen, was bleibt.