Michelle Bucher

Verlagsleiterin Bucher Verlag

Was man gelesen haben muss …

September 2022

Wer kennt sie nicht, die auf den ersten Blick scheinbar intellektuelle Debatte über die angesagten, die zur Allgemeinbildung gehörenden, die absoluten Geheimtipps, die hipsten neuen Bücher. Störend an der Aussage „Was man gelesen haben muss …“ finde ich jedoch, dass wir nicht müssen, sondern wir dürfen Bücher lesen. Dies war und ist nicht selbstverständlich.
Das Buch als Kulturgut – Kultur ist ein sehr breiter Begriff, aber er umfasst vereinfacht dargestellt alles vom Menschen Geschaffene. Mithin ist die geistige Welt in gedruckter Form das manifestierte Kulturgut einer Gesellschaft. Die Zugänglichkeit ist unabhängig der finanziellen Möglichkeiten durch die öffentlichen Bibliotheken gegeben. Bücher spiegeln die Gesellschaft wider, es gibt für alle Leserinnen und Lesern das passende Buch. Wir können beim Lesen eines Buches in eine andere Welt reisen, erotische Gedanken spinnen oder uns fürchten. Wir können Bücher aber auch nicht verstehen, an ihnen verzweifeln und uns dennoch vor Ihnen verneigen. 
Die Macht von Druckwerken liegt darin, dass die Wirklichkeit der Leserin oder des Lesers sich verändert und sich dadurch neue Gestaltungsmöglichkeiten im Kosmos des Individuums eröffnen. Bücher können sozusagen als ein Symbol einer „klassenlosen“ Gesellschaft betrachtet werden; unabhängig unserer Herkunft erlauben sie das Bereisen von Welten und das Betreten von Räumen ohne Zugangsbeschränkung. Abschließend ist das gedruckte Wort ein relevantes Symbol einer freien Gesellschaft und jedes Individuum kann selbstbestimmt die Entscheidung über sein Leseverhalten treffen.
Was ich mir wünsche? Es möge das Leseverhalten keiner Bewertung unterliegen – es ist immer wertvoll, ein Buch in die Hand zu nehmen, unabhängig vom inhaltlichen Kontext.