Mirjam Steinbock

Selbständige Kulturarbeiterin und Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg 

Wie geht es dir und was brauchst du jetzt?

Mai 2020

Die Kulturszene Vorarlbergs, die aus freischaffenden Einzelakteur*innen, Engagierten, Vereinen und Institutionen besteht, bietet eine große Programmvielfalt.
Das Kulturschaffen prägt und trägt unser gesellschaftliches Leben in all seinen Formen. Viele Menschen beteiligen sich daran, arbeiten, lernen, fragen, diskutieren und forschen. Die Beziehungen untereinander werden permanent gepflegt und kultiviert, es ist wie in einer großen Familie.
Zurzeit geht es den meisten unserer Familienmitglieder nicht gut. So viele Kulturschaffende und Vereine sind aktuell gefährdet. Darunter junge und bestens ausgebildete Künstler*innen, die als Einzelunternehmer*innen mit Aufträgen im In- und Ausland ihrer Zukunft entgegenblickten. Das alles scheint nach heutigem Stand längerfristig nicht möglich zu sein.
Der Kunst- und Kulturbetrieb wurde inmitten dieses sonnigen Frühlings unter strengen Auflagen quasi auf Eis gelegt, und wir spüren alle täglich, was das bedeutet.
In anderen Bereichen werden inzwischen öffnende Möglichkeiten geschaffen, die ich mir für die Kulturfamilie auch wünschen würde. Sie hat es verdient, da sie ein wesentlicher Teil der größeren Familienstruktur ist. Sie soll daher mitbedacht bei systemerhaltenden Maßnahmen und einbezogen werden in Gespräche auf Augenhöhe, bei denen wesentliche Fragen im Raum stehen. „Wie geht es dir und was brauchst du jetzt?“ Diese Frage würde aus meiner Sicht ein konstruktives Zusammenwirken verschiedener Bereiche aus Wirtschaft, Kultur und Gesundheit begünstigen. Trotz körperlicher Distanz könnte das eine unmittelbare Nähe schaffen, und diese ließe das familiäre Miteinander aufblühen und sicher auch den mutigen Blick in die Zukunft.