Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

„Der Drang zurück nach Europa“

Juni 2022

Thomas Bischof, Geschäftsführer Vertrieb von Servus Intralogistics, erklärt im Interview, wie essenziell wichtig Logistik ist, warum sich produzierende Unternehmen wieder stärker auf Europa konzentrieren – und was die zunehmende Automatisierung damit zu tun hat.

Herr Bischof, wie wichtig ist eine funktionierende Logistik für ein Unternehmen, wie wichtig ist eine funktionierende Logistik für einen Wirtschaftsstandort? 
Sie ist von essenzieller Bedeutung. Aber aktuell ist das ein sehr heißes Thema. Lieferketten und damit die Bestände von Unternehmen sind ins Wanken geraten. Die Wellen schlagen hoch, weil gewisse Bauteile, gewisse Komponenten momentan nicht so verfügbar sind, wie man es lange gewohnt war. Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Produktionen aufrecht zu erhalten. Auch deswegen zeichnen sich gegenwärtig neue Trends ab. Zum einen will man wieder vermehrt lokal produzieren, zum anderen werden Bestände hochgehalten. Das hat es lange nicht mehr gegeben. Lange Zeit galt das Lager, das es nicht gibt, sozusagen als bestes Lager. Doch dadurch, dass die Lagerbestände heute hoch sind, dass also gehortet wird, schüren Unternehmen natürlich auch die Verfügbarkeitsengpässe.

Sie sehen Anzeichen einer De-Globalisierung?
Ja, ganz klar! Viele unserer Kunden werden wiederum von ihren Kunden gezwungen, nicht nur in Asien, sondern auch wieder auf anderen Kontinenten zu produzieren. Der Drang zurück nach Europa ist dabei deutlich sichtbar, Unternehmen wollen Wertschöpfung zurück nach Europa holen. Finden die Produktionen nur in Asien statt, sind Unternehmen stärker abhängig, die Zulieferung dauert länger und ist riskanter. Man konzentriert sich also wieder stärker auf Europa, Produktion wird in Zukunft wieder verstärkt in Europa Fuß fassen, und damit bekommt auch die Standortfrage eine ganz andere Bedeutung.

Ist das eine der Lehren, die man infolge der Pandemie gezogen hat?
Das hat nicht nur mit der Pandemie zu tun. Es geht maßgeblich auch um Kosten, um Geschwindigkeit und um potenzielle Risiken. Da kommen einige Faktoren zusammen. Die längeren Lieferzeiten, die hohen Abhängigkeiten und maßgeblich auch die extrem gestiegenen Frachtkosten führen in Summe dazu, dass sich viele Unternehmen dazu entscheiden, wieder mehr in Europa zu produzieren. Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die zunehmende Automatisierung: Viele Unternehmen sagen sich, dass es mittlerweile nicht mehr so entscheidend ist, wo produziert wird. Bei dem hohen Automatisierungsgrad, der mittlerweile vorherrscht, muss man nicht mehr in Asien oder in einem Billiglohnland produzieren, das kann man genauso in Zentraleuropa machen.

Automatisierung ist wiederum das Metier von Servus Intralogistics.
Ja, genau. Das ist unser Thema. Die Produktionslogistik ist unser stärkstes Feld. Wir verbinden Produktion und Logistik. Der ARC, unser autonomer Transportroboter, steht da im Mittelpunkt, er vernetzt die Lagerwelt mit den Produktionsmaschinen oder Produktionsarbeitsplätzen. Er bedient beide Felder, also sowohl die Logistik als auch die Produktionen, und bietet so den Unternehmen die Möglichkeit, eine sehr hohe Automation zu erzielen. 

Ist die Automatisierung die große Chance auf eine Systemänderung?
Ganz sicher! Automatisierung ist die große Chance. Und das betrifft nicht nur die Kosten. Denn Automatisierung bringt auch in Sachen Qualität große Vorteile. Wichtig ist es, die Prozesse erst zu optimieren und dann zu automatisieren, um zu verhindern, dass Verschwendung automatisiert wird.

Wo ist Servus Intralogistics im Einsatz? Beispiele?
Produktionslogistik ist unsere Hauptanwendung; wir sind aber auch im Retail – dem reinen Handel – und neu auch in der Krankenhauslogistik tätig. Zumtobel, Hirschmann, Schmidt‘s Erben, KRAL, Schelling sind Beispiele aus dem Vorarlberger Umfeld; Fossil hat ein Zentrallager in der Nähe des Chiemsees mit uns automatisiert. Im Krankenhaus-Bereich konnten wir mit dem Universitätsspital Zürich einen sehr schönen Auftrag gewinnen; dort automatisieren wir als Schwerpunkt die OP-Logistik und haben dafür einen speziellen Transportroboter entwickelt.

Wie lautet Ihr Fazit zum Thema Logistik?
Jeder Mensch ist täglich mit Logistik konfrontiert. Es ist erstaunlich, was da im Hintergrund gestemmt wird. Wir leben in einem Land, in einem Erdteil, in dem Logistik sehr gut funktioniert. Das sollte man entsprechend schätzen. Und man sollte die Wichtigkeit dieses Bereiches künftig stärker im Fokus haben.

Das ist auch mit Blickrichtung auf die Politik gesagt?
Ganz klar, ja.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Die Servus Intralogistics GmbH gehört zur Heron Innovations Factory 

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.