Peter Flatscher

* 1982, Betriebswirt, Geschäftsführer der veicus GmbH – Büro für zukunftsfähige Unternehmensentwicklung und externer Lehrbeauftragter.

Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist

Juli 2020

Technologisch den Anschluss nicht zu verlieren, eine Pandemie zu meistern oder kurz den Planeten zu retten – jede Generation hat ihre ganz eigenen Herausforderungen. Und findet Lösungen.

Die Generation meiner Großeltern sind Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs und haben unser Land – sprichwörtlich – aus den Trümmern wiederaufgebaut. Die sogenannten Babyboomer ermöglichten das große Wirtschaftswunder, während die Generation X stark von Wirtschaftskrisen und gesellschaftlichen Zerwürfnissen geprägt wurde. Meiner Generation wird nachgesagt, immer nach dem „Why“ zu fragen. Und die Generation Z? Arbeit und Leben sollen wieder stärker getrennt werden. Was wir alle gemeinsam haben? Große und kleine Herausforderungen, auf die Antworten gesucht werden. Eine positive und gestaltende Grundhaltung ist dabei nicht alles – kann aber ungemein helfen.
Die Realität wird auch in unseren Köpfen erschaffen. Eines vorweg: Mindset ist wichtig, aber nicht allmächtig. Die Welt ist nicht immer gerecht. Es schmerzt zu sehen, wie Menschen auch leiden müssen. Blauäugiger Optimismus verschließt die Augen vor der Realität. Das als konstruktiv anzusehen, wäre ein schwerwiegender Denkfehler. So haben blauäugige Optimisten tatsächlich geglaubt, dass ein Virus am Brenner freundlich um die Einreise bittet. Gleichzeitig wissen wir aber, dass Einstellung und Psychologie Probleme nicht nur verschärfen, sondern in unseren Köpfen erst entstehen lassen können. Bereits im Jahr 1948 beschrieb Robert K. Merton das Phänomen der „Self-Fulfilling Prophicy“. Wir kennen die Zukunft nicht. Gestalten sie aber bereits heute mit unseren Gedanken. Konkret: Eine Kleinunternehmerin wird jeden Tag mit negativen Prognosen überschüttet und entscheidet sich dadurch gegen eine geplante Investition. Sie passt ihr Verhalten an. Ihr machen es der Geschäftspartner von nebenan und auch das Gremium eines mittelständischen Industriebetriebes gleich. Ein Teufelskreis, der das trübe Zukunftsbild mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten lässt. Vom Stammtisch bis zur Pressekonferenz, unsere Haltung und unsere Worte haben Wirkung. Ich spreche nicht vom Schönreden oder gar von Ignoranz. Zudem wäre es anmaßend, den Leidensdruck für den jeweils anderen beurteilen zu wollen. Im Gegenzug ist nicht es unmoralisch, zuversichtlich und entschlossen voranzuschreiten. Diese Haltung ist konstruktiv – und de facto alternativlos. 
Im Sinne einer Lösung unserer größten Herausforderungen und auch für das eigene Glück gilt das. Oder wie Richard David Precht es sinngemäß ausdrückt: Ein Pessimist führt auch kein erfüllteres Leben – selbst, wenn er mal richtig liegen sollte. 

Durch die Hintertür

Ist es uns ein Anliegen, auch zukünftigen Generationen die Grundlagen für ein erfülltes Leben zu sichern? Es fühlt sich sehr gut an, dass Vorarlberg diese Frage ganz klar mit „Ja“ beantwortet. Nicht nur als Marke. Was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg? Die Antwort ist naturgemäß nicht für Jeden dieselbe. Fest steht aber, dass nicht nur in der jüngsten Vergangenheit Wirtschaft und Gesellschaft umzudenken gezwungen waren. Es wurde deutlich, dass auch die Ökonomie kein Perpetuum Mobile ist. Gleichzeitig erkennen wir wieder den Wert eines funktionierenden Staates mit seinen Einrichtungen sowie einer gelebten Sozialpartnerschaft. Das öffnet Räume zur positiven Weiterentwicklung. Die ausgewogene Berücksichtigung aller drei Säulen der Nachhaltigkeit – Planet, People, Profit – rücken stärker in den Fokus. Entscheidungsträger haben im zweiten Quartal aus dem Homeoffice über digitale Tools ganze Unternehmen erfolgreich durch verrückte Zeiten manövriert. Ganz nebenbei haben sie dabei ihren ökologischen Fußabdruck verbessert. Diese Impulse sind unbezahlbar. Jetzt gilt es am Ball zu bleiben. Wir brauchen digitale Lösungen, um auch morgen noch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Neue Arbeitsmodelle, um individuelle Entfaltung zu ermöglichen und gleichzeitig Organisationen zukunftsfähig zu machen. Und dann ist da noch der Klimaschutz. Die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen ist vermutlich die Herkulesaufgabe unserer Generation. 
Insbesondere am Umgang mit diesen Fragen werden wir uns rückblickend messen lassen müssen. Also höchste Zeit anzupacken. Denn wie immer gilt: Wenn jeder auf den anderen wartet, warten alle. Eine positive Grundhaltung allein gibt uns noch nicht die nötigen Antworten. Es ist nur eine Entscheidung, den Beifahrersitz zu verlassen. Wenn wir uns entscheiden, zuversichtlich voranzuschreiten, finden wir mithilfe unternehmerischer Kraft auch die richtigen Lösungen. Das war schon immer so. Ich bin zuversichtlich, dass es wieder so sein wird.

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