Herbert Motter

Im Rückspiegel – Vorarlbergs Wirtschaft im März 2023

April 2023

Die Landeshauptstadt entwickelt sich weiter: In Bregenz soll ab 2024 ein Innovationsquartier mit 10.000 Quadratmetern Fläche entstehen. Die Prisma Unternehmensgruppe investiert dabei – in Kooperation mit der Siemens AG – mehr als 60 Millionen Euro. Markant positioniert wird das Quartier an der Ecke Arl­berg- und Josef-Huter-Straße. Das Gesamtprojekt wird neben Wohnraum und Büroflächen auch ergänzende Infrastruktureinrichtungen wie Bäckerei und Gastronomie sowie eine Tiefgarage beheimaten.

Eine neue Heimat bekommt auch das Unternehmen Extrudr. Der Spezialist für die Entwicklung und Produktion von thermoplastischen Monofilamenten (Kunststoffgarn) hat von der Marktgemeinde Lustenau ein rund 11.000 Quadratmeter großes Grundstück am Glaserweg erworben. Dort soll bis spätestens Anfang 2025 ein Gebäude mit einem Untergeschoss, einem Erdgeschoss und drei Obergeschossen mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 12.000 Quadratmetern errichtet werden. Kosten: rund 27 Millionen Euro.

Bereits in Betrieb genommen hat Ölz der Meisterbäcker nach rund zweijähriger Bauzeit den Zubau am Standort Dornbirn-Wallenmahd. Mit dieser Bäckereierweiterung schafft Ölz die Basis für eine weitere, nachhaltige Unternehmensentwicklung. Der Personalstand konnte deutlich ausgebaut werden, im Absatz zeigt sich das Familienunternehmen stabil.

Mehr als stabil ist die Entwicklung des Leuchtenherstellers Zumtobel. In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2022/23 stiegen die Umsatzerlöse des Unternehmens um 7,7 Prozent auf über 912 Millionen Euro, der Gewinn kletterte um 32,8 Prozent auf 43,4 Millionen Euro. Das Umfeld sei herausfordernd, dennoch profitiere man von den hohen Energiepreisen, weil diese die Nachfrage nach energiesparenden LED-Leuchten befeuern, sagte CEO Alfred Felder.

Die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzen konnte auch das internationale Transport- und Logistik­unternehmen Gebrüder Weiss. Es erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr einen Nettoumsatz von 3,01 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Position in den Kernmärkten Zentral- und Osteuropa, in den USA und in Asien konnte erfolgreich ausgebaut werden. 

Starkes Wachstum darf sich auch der Vorarlberger Fruchtsaft- und Eisteeproduzent Pfanner trotz der Turbulenzen im Geschäftsjahr 2022 auf die Fahnen heften. Mit einem Umsatz von 362 Millionen Euro – dem höchsten der Firmengeschichte – wurde der Wert von 2021 um rund zehn Prozent übertroffen. 

Auch der Heizungs-, Energiesysteme- und Sanitärgroßhändler Inhaus konnte im Geschäftsjahr 2022 den Umsatz steigern, und zwar um 28 Prozent auf 94 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeitenden erhöhte sich von 215 auf 238. Eindrucksvoll ist auch das Investitionsvolumen von zwölf Millionen Euro für ein Hightech Logistikzentrum in Hohenems.

Bilanz zog auch das Österreichische Patentamt. 2022 wurden insgesamt 2231 Erfindungen angemeldet. Das Bundesland Nummer eins ist weiterhin Ober­österreich – mit 470 Erfindungen. Platz zwei und drei belegen die Steiermark mit 436 und Wien mit 345 Erfindungen. Eine Erfinderin oder einen Erfinder trifft man am ehesten in Vorarlberg – es liegt auf Platz eins bei der Anzahl an Erfindungen pro Einwohner. Der größte Patentanmelder ist AVL List mit 189 angemeldeten Erfindungen, gefolgt von Julius Blum mit 79 und Engel sowie Siemens mit je 26 Erfindungsanmeldungen.

Ende März nahm der Luton DART offiziell den öffentlichen Betrieb auf. Die Fluggäste, die vom Londoner Bahnhof St. Pancras International zum London Luton Airport fahren, legen nun den letzten Abschnitt in einem Cable Liner® von Doppelmayr zurück. Mit dieser neuen Verbindung dauert die Fahrt von der Stadt bis zum Flughafen insgesamt nur noch 32 Minuten. Im Rahmen eines offiziellen Besuchs in Luton im vergangenen Dezember machte sich ‹‹ König Charles III. höchstselbst ein Bild vom neuen Verkehrsmittel.

Den Weg gemeinsam gehen künftig zwei traditionelle Feldkircher Unternehmen: LOT-Holzbau wird Teil der Hilti & Jehle Gruppe. LOT-Holzbau wird unter eigenem Namen am bisherigen Standort in Feldkirch mit dem bestehenden Team eigenständig weitergeführt, die Geschäftsführung übernehmen Anna Hilti und Stefan Peherstorfer.

Zumindest für Außenstehende ein überraschendes Stühlerücken vermeldete Österreichs zweitgrößter Fahrradhersteller, die Simplon Fahrrad GmbH: Die bisherigen Geschäftsführer Stefan Vollbach und Thomas Zenker verlassen das Harder Unternehmen – die Führung übernimmt Stephan Wabnegger. Simplon (wie alle anderen Branchenmitglieder übrigens auch) hatte in den vergangenen Jahren mächtige materielle Herausforderungen zu stemmen, durcheinandergewirbelte Lieferketten haben hunderte unverkaufte Fahrräder hinterlassen. Es gelte nun, Produktion und Belegschaft zu stabilisieren.

Einen leichten Rückgang konnte Vorarlberg bei den Unternehmensinsolvenzen verzeichnen. Die anderen Bundesländer haben in dieser Hinsicht hingegen zugelegt. Umgekehrt ist das Bild bei den Privatinsolvenzen. Während die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren auf Bundesebene insgesamt einen geringen Anstieg verzeichnet, gibt es in Vorarlberg eine deutlichen Steigerung von 44,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das entspricht 113 privaten Pleiten.

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