Karlheinz Kindler

Präsident des Marketing­clubs Vorarlberg MCV, schaute mit insgesamt 20 Personen in Paris vor der Eröffnung der Sommerspiele hinter die Kulissen. 

Paris und Olympia avec Vorarlberg

Oktober 2024

Dessous, Architektur, Licht, Versailles, Öffi-Seilbahn, Sport, Notre-Dame, TGV, Eiffelturm, Bob Dylan … in Paris steckt viel Vorarlberg.

Nicht nur Goldmedaillengewinner Lukas Mähr (Segeln 470er), Benjamin Bildstein (Segeln 49er), Lubjana Piovesana (Judo), Katharina Rhomberg (Reiten), Julia Grabher (Tennis) und Physiotherapeut Manuel Hofer sowie tausende Olympiafans waren für Vorarlberg in Paris bei den Sommerspielen im Einsatz. Unser Bundesland ist in der französischen Hauptstadt in vielen weiteren Bereichen – bei Olympia und auch sonst – sehr gut vertreten. Dazu ein Blick hinter die Kulissen …
Die „Grande Nation“ ist Vorarlbergs Nummer drei bei den EU-Handelspartnern und die Nummer vier am Tourismus-Auslandsmarkt. Aus Vorarlberg ist man mit dem Zug schneller in Paris als in Wien. Et voilà, hier findet man dann Vertrautes, Unbekanntes, G’hörigs und Überraschendes:

Le Bon Marché
Was haben die Dessous von Aubade, Lise Charmel, Empreinte, Etam, Livi, Simon Pérèle, Andres Sarda und Wacoal gemeinsam? Alle werden von der Stickerei-Manufaktur Hämmerle & Vogel aus Lustenau beliefert und sind in einer der größten Pariser Dessous-Abteilungen zu haben. Genauso wie die Luxusmarke Hanro, die ihre Textilproduktion in Vorarlberg hat, wie Anne Raoul-Duval, Directrice Hanro France, informiert. Übrigens, im „Le Bon Marché“, dem ältesten Kaufhaus der Welt, gibt es auch den mehrfach prämierten Blüten-Käse von Moosbrugger.

Gilles Boutantin
Das Architekturbüro Dietrich Untertrifaller Paris hat den Wettbewerb für ein neues Sportzentrum in den Banlieues von Paris gewonnen und den Sportkomplex „Gilles Boutantin“, der von Japans Olympiamannschaft genutzt wurde, errichtet. Ein weiteres ihrer vielen Projekte in Frankreich ist „Wood’Art“, ein elfstöckiges Hotelhochhaus mit zwei Wohnanlagen, und alles zu drei Vierteln aus Holz erstellt. 
Holzbau wird auch im größten Land Europas immer wichtiger, hier ist das international bekannte Know-how aus Vorarlberg sehr gefragt. Nicht zuletzt seit der legendären Ausstellung über „Neues Bauen in Vorarlberg“ in Paris. Das seitdem in Frankreich sehr gut vernetzte Vorarlberger Architekturinstitut, geleitet von Verena Konrad, vermittelt zahlreiche „Architektouren“ für französische Gäste in Vorarlberg – und umgekehrt auch für Besucher aus Vorarlberg in Paris. 

Eiffelturm
Im 135 Jahre alten Meisterwerk von Gustave Eiffel sorgt Getzner Werkstoffe auf dem Dach des Restaurants in rund 130 Meter Höhe für den Schwingungsschutz des Windrades, das die erste Etage mit Strom versorgt. 
 
Florian Gosch
Der ehemalige Volleyball- und Beachvolleyball-Spieler war Olympia-Fünfter 2008 in Peking. Seit 2011 ist Gosch ÖOC-Marketingleiter und zukünftiger ÖOC-Generalsekretär. Er kennt Vorarlberg sehr gut, seine Frau kommt aus Hard. Unter seiner Regie machten 100 Personen das Austria House zum Herz und Zentrum des Olympic Team Austria. 

Frankreich Flügel verleihen 
Die in Vorarlberg von Ball Beverage Packaging erzeugten und von Rauch abgefüllten Dosen von Red Bull gibt es in zahlreichen Pariser Clubs und Geschäften. 

L1ve – Grande Armée
Ein Vorzeigeprojekt für die Kreislaufwirtschaft von Baumschlager Eberle Paris. Die aus den 1960ern stammende frühere Zentrale von Peugeot Citroën mit ihrer 110 Meter langen Fassade sollte abgerissen werden. Aber Stadt und Denkmalschutz wollten dieses architektonische Zeitzeugnis erhalten und forderten eine Restrukturierung. Baumschlager Eberle hat das umgesetzt, dabei konnten 90 Prozent des Abrissmaterials weiterverwendet werden. 

La Lumière d’Uzès
In Paris gibt es ein eigenes Zumtobel Lichtzentrum. Dort ist man stolz auf zahlreiche Lichtprojekte, vom Renault Techno Centre über die neue Super-Metro Grand Paris Express bis zum Hauptsitz von Rolex France sowie dem französischen Verteidigungsministerium, der Volvo-Fabrik und dem Campus PSG des Fußballclubs Paris Saint-Germain. Dazu kommen das Trocadero beim Eiffelturm sowie acht (!) Wettkampfstätten der Sportarten Basketball, Boxen, Fußball, Gymnastik, Leichtathletik (Stade Coubertin), Radfahren (Velodrome Saint Quentin), Schießen und Tennis (Stade Roland Garros).

Maison d’Autriche
Voilà – richtig viel Vorarlberg im Maison d’Autriche (Austria House), einer historischen Villa in einem der größten Pariser Parks, mit eigenem Hop-on-Hop-off-Bus und während der Spiele 18 Tage lang Österreichs Treffpunkt für alle aus Sport, Wirtschaft und Politik. 
Vom vierfachen Olympia-Caterer und Firmament-Chef Ernst Seidl, der für das gastronomische Angebot sorgte und seinem 20-köpfigen Team, darunter zum vierten Mal auch Schülerinnen und Schüler der Bezauer WirtschaftsSchulen, bis zu den hier in Paris servierten Produkten von Kolibri Eis, Rauch Fruchtsäfte und der Fein-Brennerei Prinz. Und das komplette Abrechnungssystem wurde von Michael Fleisch und seiner Ländle­Kassa organisiert. 
Aufgetischt wurden insgesamt 50.000 Gebäck, 3000 Schnitzel, 2500 Portionen Kaiserschmarren, 16.000 Apfelstrudel, 270 kg Brot und 200 kg Leberkäse. 
Im Einsatz waren auch die Gläser- und Spülkörbe der seit Jahren in Frankreich tätigen Fries Kunststofftechnik, die Hotelgruppen wie Marriott, George V oder Plaza Athénée sowie die größten Gastronomieausstatter und Gläserhersteller wie Riedel France beliefert und derzeit ein Pariser Tochterunternehmen gründet. 
Im Austria House war auch das olympische Vernetzungstreffen der 120 besten Trainingszentren der Welt, für Österreich waren Sebastian Manhart vom Olympiazentrum Vorarlberg und die beiden Radball-Weltmeister Patrick Schnetzer und Stefan Feurstein dabei.

Mama Getzner
Im Montmartre gibt es ein „kultiges“ Geschäft, das sich tatsächlich so nennt wie sein Lieferant aus Vorarlberg und an seine Kundschaft aus ganz Afrika hochwertige Bekleidungsdamaste von Getzner Textil verkauft.
Ulrike Marriott
Assistentin der österreichischen Botschaft in Paris, sie kommt aus Fußach. 

Peter Mennel
Der ehemalige Banker, zuletzt Vorstand der Sparkasse Bregenz, ist seit 2010 Generalsekretär des ÖOC. Er hat das von über 16.500 Gästen besuchte Austria House in Paris, mit eigenem TV-Studio und Media Lounge für insgesamt 41 Pressekonferenzen, mit großem persönlichen Einsatz möglich gemacht und tatkräftig organisiert. 

Notre-Dame de Paris
Die vor fünf Jahren bei einem Großbrand massiv beschädigte Kathedrale von Paris wird derzeit wieder aufgebaut, mit Beleuchtung von Zumtobel, und soll am 8. Dezember 2024 eröffnet werden. 
 
L’Oreal
Produkte des größten Kosmetikherstellers der Welt gibt es in Verpackungen von Alpla, aus Kunststoff und in Kürze auch als innovative Papierflasche.

Pointe du Lac 
Paris bekommt eine der ersten Seilbahnen Europas, die voll in den ÖPNV und damit an die weiteren öffentlichen Verkehrsmittel wie Metro, Bus, Regionalbahn oder Straßenbahn integriert ist. Diese urbane Seilbahn als Beitrag zu einer multimodalen Mobilitätssicherung wird von Doppelmayr errichtet. Reinhard Fitz, Head of International Business Development: „Zwischen dem TGV und einer Schnellstraße und entlang der Marne verbindet diese Kabinenseilbahn über fünf Stationen vier verschiedene Pariser Gemeindegebiete, mit bis zu 50 Meter hohen Masten auf 4,5 Kilometer Gesamtlänge, und ist auf 3,2 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt“. 

PSG
Der Fußballclub Paris Saint-Germain ist mit zwölf Titeln französischer Rekord- sowie amtierender Meister (übrigens vor Adi Hütter und seinem AS Monaco). Und Gunz aus Mäder produziert PSG-Fanartikel in Lizenz. 

s’beschte Eck 
Rupp Käse beliefert über seine Pariser Verkaufsniederlassung die französischen Käsekenner. 

La Seine Musicale
Bob Dylan eröffnete mit einem Konzert dieses imposante Kulturzentrum, das mitten in der Seine auf einer Insel steht. Der Schall- und Schwingungsschutz des akustisch sensiblen Gebäudes kommt von Getzner Werkstoffe. Auch Schloss Versailles, die Pariser Philharmonie und „La Rose de Cherbourg“ im Pariser Stadtviertel „La Défense“ haben hochwirksame Gebäudelagerungen und Schalldämmungen aus Bürs. 

Karl Stoss
Seit 15 Jahren Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC). Als bislang erst zehnter Österreicher ist er seit 2016 auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). 

TGV
Von Zürich nach Paris braucht der französische Hochgeschwindigkeitszug nur rund 4,5 Stunden. Damit er seine 320 km/h auch halten kann, fährt er auf Schwellensohlen von Getzner Werkstoffe. Dazu Thomas Gamsjäger, Leiter des Geschäftsbereichs Bahn: „Wir arbeiten daran, dass auch im TGV unsere Materialien zum Einsatz kommen“. Und in zahlreichen französischen Zügen sitzt man bequem auf Sitzstoffen von Getzner Textil. 

Vorarlberg bewegt Frankreich
Produkte der Henn Connector Group von Martin Ohneberg fahren in Autos von Renault, Peugeot und Citroen.

Gold im Finale
Und noch eine weitere Goldene für Vorarlberg: Novak Djokovic, Olympiasieger im Tennis, spielt mit Schlägern von Head, die in Kennelbach gefertigt werden …

PS: Über die in Paris lebendenden und arbeitenden Vorarlberger Martin Rettenbacher (Agenturleiter) und Arno Gisinger (Fotograf) hat Thema Vorarlberg bereits berichtet.

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